Ohne Logik-betr.: "Modrows Kapitulation", taz vom 2.2.90, und andere Reaktionen auf den Modrow-Vorschlag

betr.: „Modrows Kapitulation“, taz vom 2.2.90, und andere Reaktionen auf den Modrow-Vorschlag

Mag sein, daß (wie Jürgen Gottschlich es prophezeit) Modrows Vorschlag eines neutralen Deutschlands ein „frommer Wunsch“ bleibt. Wenn ja, nicht zuletzt deshalb, weil er nicht mal von den westdeutschen Linken die notwendige Unterstützung bekommen hat. Auch sie haben scheinbar inzwischen gelernt, die Nato zu lieben.

Was für eine Vorstellung habt Ihr eigentlich von Neutralität, daß auch Ihr sie fürchtet wie der Teufel das Weihwasser? Mit Logik haben jedenfalls folgende Ablehnungsgründe wenig zu tun:

Walter Momper, SPD: “...im Grunde die Wiederholung der Stalin-Note von 1952“. Na und? Eine verpaßte Chance muß nicht durch eine zweite ergänzt werden. „Die Idee trage nicht dem Wunsch der meisten DDR-Bürger Rechnung, die eine klare Zugehörigkeit zur Wertegemeinschaft des Westens wünschen.“ Man müßte den SchwedInnen, den ÖsterreicherInnen, den IrInnen etc. sagen, daß sie nicht dazugehören!

Ralf Fücks, Grüne: „Die Forderung nach Neutralität setzt das Fortbestehen der Blöcke voraus.“ Tut sie nicht; sie setzt nur das gegenwärtige Bestehen der Blöcke voraus - und das Weiterbestehen der Großmächte. „Worum es geht, ist eine europäische Friedensgemeinschaft jenseits von Nato und Warschauer Pakt.“ Meinetwegen; aber was ist hiermit gemeint, wenn nicht eine weitergehende und irgendwie kontrollierte Neutralität zwischen den Großmächten? Warum also nicht den Grundstein legen?

Euer Kommentator: “...ein neutrales Deutschland...für Europa eher ein Risikofaktor.“ Mag sein; aber nicht mehr als die gegenwärtige Lage, auch nicht mehr als die verschiedenen metaphysischen Konstrukte, die derzeit entworfen werden, um den offenbar tabuisierten aber naheliegenden Begriff der Neutralität zu meiden. (...)

Noree O'Donovan Hage, Pforzheim