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■ Betr.: "Atomfabrik vertreibt Hüttendorf", taz vom 7.2.90

betr.: „Atomfabrik vertreibt Hüttendorf“, taz vom 7.2.90

Fünf Tage nach der Platzbesetzung wurde am 6.2. die Freie Republik Wendland geräumt. (...) Die deutliche Mehrheit der BesetzerInnen entschied sich kurz vor Ablauf des zweistündigen Ultimatums, das uns die BesatzerInnen gesetzt hatten, zu gehen. Das sollte eine List sein, die nahezu 2.000 PolizistInnen ins Leere laufen zu lassen. Wir haben uns diesem Beschluß lediglich deshalb gebeugt, um zumindest Geschlossenheit zu demonstrieren.

Ich persönlich habe diesen Beschluß des BesetzerInnenplenums nirgendwo gerechtfertigt, wie es der taz-Artikel unterstellt. In Rundfunk- und Fernsehberichten über die Räumung wurde - das war zu erwarten - weder die „List“ noch die Tatsache erwähnt, daß die SeniorInnen der BI (Originalton Staatsanwaltschaft: „grauhaarige Chaoten“) ausharrten und weggeschleppt werden mußten.

Formulierungen wie „AKW-GegnerInnen gaben freiwillig auf“ bestimmten die Schlagzeilen. Und wer nicht einmal die Marktplatzbesetzung in Lüchow mit Lagerfeuer, Zelten und Holzhütte, die Dauerdemo und -blockade in der Stadt mitgekriegt hat, wird wie die meisten, die am Morgen in der Minderheit waren, das miese Gefühl bedrücken, politisch sei da etwas völlig falsch gelaufen. Aber diese fünf Tage Besetzung plus Demo am 3.2. und der Rückhalt in vielen Städten haben uns dennoch mächtig Auftrieb gegeben. Weiter geht's.

Wolfgang Ehmke, BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.