Illegaler Gifmüll-Deal geplatzt

■ 400 falsch deklarierte Fässer im Bremer Industriehafen / Auftraggeber: Obskure US-Firma

Kunstharz kann nicht klappern. An dieser simplen physikalischen Wahrheit ist ein illegaler Giftmülltransport in großem Stil gescheitert. Bislang Unbekannte wollten über den Bremer Hafen 5.000 Tonnen verschiffen, mutmaßlich nach Paraguay oder Argentinien. Daraus wird jetzt nichts. Auf dem Gelände des Umschlagsunternehmens Paul Klembt im Industriehafen sind inzwischen die Kriminalpolizei und die Umweltbehörde aktiv geworden. Was wann mit den Fässern passiert und wer die ordnungsge

mäße Entsorgung zu bezahlen hat, ist bislang ebenso nicht klar. Ungeklärt auch die Frage, wer versucht hat, den Giftmüll illegal zu verschieben.

Das System des Gifttransports in ferne Länder ist denkbar einfach. Sowohl die Bremer Spedition, als auch der Umschlagbetrieb bekamen Papiere, mit denen bescheinigt wurde, daß es sich bei dem Inhalt der Fässer um Bitumen und Kunstharze, also Wirtschaftsgut handelt. Verdacht kam auf, als es am Dienstag beim Ausladen eines LKW's klapperte.

Wasserschutzpolizei und Hafenkapitän wurden informiert. Gestern traten Feuerwehr, Polizei und Umweltbehörde in Aktion und fanden bei bislang 400 von 911 Fässern, daß nicht drin ist, was drauf steht. Statt der Harze fand sich „ein buntes Gemengsel“, so ein Augenzeuge. Die Umweltbehörde guckte gestern genauer hin und fand Medikamente, Flaschen mit nichtidentifizierbaren Flüssigkeiten, Knopfzellenbatterien, Reagenzgläser, Arneimittelreste und allerlei sonstwie Giftiges.

Von den avisierten fünf sind bislang erst 1,3 Tonnen angeliefert worden. Der Umschlagbetrieb Klembt, der gestern von Hafenkapitän und Polizei für die prompte Information gelobt wurde, hat das Geschäft schleunigst storniert. Klembt hatte im Auftrag der Bremer Spedition Globus Lagerkapazitäten zur Verfügung gestellt. Ein Schiff war bislang noch nicht geordert. Vertragspartner von Globus wiederum ist eine obskure amerikanische Handelsgesellschaft mit dem Namen „H.I.S. of Lakeland INC.“ Deren bundesdeutscher Firmensitz ist Hamburg. Ein Telefon ist auf diesen Namen jedoch nicht angemeldet. Geliefert wurde der Müll aus Nordrhein-Westfalen. Zwei LKW-Ladungen kamen aus Bottrop.

Die Kriminalpolizei hat inzwischen ein Verfahren gegen Unbekannt wegen umweltgefährdender Abfallbeseitigung eingeleitet. Bundesumweltamt und Bundesanwaltschaft sind eingeschaltet.

Bei der Umweltbehörde ist man sich über die offensichtlich falsch deklarierte Ladung hinaus noch nicht im Klaren, ob nicht auch die Kunstharze als Sondermüll und nicht als Wirtschaftsgut zu betrachten sind. De facto ist es je nach Nutzung beides. Wird es recycelt, ist es Wirtschaftsgut, wird es verbuddelt, ist es Sondermüll. Über das auswärtige Amt will die Behörde jetzt herausfinden, was in Paraguay oder Argentien mit dem Zeug passieren sollte.

hbk