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Neu im Bremer Kino:

■ „Der Regenbogen“ von K. Russell

Es gibt ein paradigmatisches Bild in diesem Film: Eine Scheibe anglisch bleichen Wabbelbrots, kunstvoll bestrichen mit Marmelade in den Titelfarben. Ein Regenbogen aus süß glibbriger Zuckermasse, hohl leuchtend und ekelerregend, kalorienstark und nährwertarm.

Und dabei ist die leckere Stulle noch nicht einmal das, was Ursula (später, als Erwachsene, gespielt von Sammi Davis) will, sie trachtet nach dem echten Regenbogen, der ja bekanntlich weder zum Essen, noch sonst zum Festhalten etwas hergibt. Und sie trachtet und trachtet, und das ihr ganzes filmisches Leben - also geschlagene 110 Minuten lang. Der Regenbogen, welch überraschende Metapher.

Immerhin ist die Verfilmung der Erzählung des englischen Phallokraten D.H. Lawrence ja eine zuckersüß ehrenwerte (fast schon feministische) Geschichte über eine junge Frau Anfang des Automobilzeitalters, die sich nicht in die vorgezeichneten Bahnen weiblichen Darbens verweisen lassen will und dabei immer wieder am großen Topf am Ende des Regenbogens vorbeistapft. Englische Landschaft, saftig grüne Wiesen, karge Felsen, stilvoll braune Interieurs. Pralle Flüsse und immer, immer wieder Regen. Regen, der diese Farbbögen erzeugt und die Sinne weckt, damit Herr Russell seine Schauspielerinnen sich endlich ausziehen lassen kann.

Das konnte man erwarten, Russell ist schließlich kein Grünschnabel, und deshalb ist das auch kein Grund mehr zur Bosheit. Aber daß Russell diesen Film drehen mußte als wäre er die besagte bunte Marmeladenschnitte, das ist einfach zu dick. Jeder Affekt, jede Stimmung doppelt aufgetragen, mit symphonischer Musikmacht dreifach verstärkt, das ist einfach zuviel des nur zweifelhaft Guten. Da sehne ich mich nach einer guten, vollkörnigen Käseschnitte.

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Schauburg, Gr. Haus, 21 Uhr

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