„...meine Arbeit im richtigen Sinne getan“

Was wird aus Müllenbrock, Croissant, Treppe, Pieroth...  ■ A U S S T E I G E R

Ex-Innenstadtssekretär Müllenbrock

Einen neuen Wirkungsbereich fand Wolfgang Müllenbrock, vormals Staatssekretär der ungeliebten Innensenatoren Kewenig und Lummer (CDU). Müllenbrock ist seit Februar Geschäftsführer der Treuwa (Treuhand- und Bauverwaltungs GmbH). Die Treuwa ist ein Unternehmen der Klingbeil-Gruppe, das größte Bauunternehmerkonsortium Berlins. In den zahlreichen Affären um den Berliner Verfassungsschutz hat Müllenbrock schon vor seiner Zeit als Staatssekretär eine nie ganz geklärte Rolle gespielt. Er war Staatsanwalt in einem der Verfahren im Rahmen des Schmückerprozesses und enthielt dem Gericht über ein Jahr lang die Aussage eines Kronzeugen vor. Im PLO-Prozeß 1979 verhalf Müllenbrock einem V-Mann des israelischen Geheimdienstes zur Flucht, dem er im Alleingang Haftverschonung gewährte. Müllenbrock war zu Hausbesetzerzeiten während der SPD-Ägide als Politstaatsanwalt gefürchtet. Das dankte ihm der CDU -Rechtsaußen Lummer, der ihn zum Staatssekretär beförderte. Nachdem bekannt wurde, in welchem Umfang der Verfassungsschutz in die Berliner Szene, die AL und die taz eingeschleust wurde, geriet Müllenbrock erneut in die Schußlinie. Kürzlich stellte sich heraus, daß während seiner Zeit als Staatssekretär illegalerweise Polizeibeamte für den Verfassungsschutz in Kreuzberg tätig waren, ohne Wissen des Parlamentarischen Kontrollausschusses.

Seinen neuen Wirkungsbereich bei der Klingbeil-Gruppe füllt er schon seit der Senatswahl aus, bisher jedoch war er in Hamburg tätig. Die Klingbeil-Gruppe ihrerseits stieg unter dem CDU-Senat kometenhaft auf. Sie war der CDU lange freundschaftlich verbunden: So spendete die Firma vor dem Bekanntwerden des Berliner Bauskandals 1984 fast 40.000 Mark an die CDU.

Der Kreuzberger AL-Bezirksverordnete Claus Croissant

Seinen Austritt aus der AL erklärte der Berliner Rechtsanwalt Claus Croissant. Er gibt zum 1. März ebenfalls sein Mandat als Kreuzberger Bezirksverordneter zurück. Anlaß war, so Croissant, daß die Kreuzberger AL beschlossen habe, Parteien in der DDR zu unterstützen, die für die Wiedervereinigung seien, wie „Demokratie Jetzt“ und das Neue Forum. Croissant hat spätestens seit der Maueröffnung keine politische Mehrheit in der AL. Der Rechtsanwalt gilt innerhalb der Liste als Linksaußen und wurde als Verteidiger von Gudrun Ensslin und Andreas Baader bekannt. Er hat sich immer gegen die Wiedervereinigung und für die Anerkennung der DDR als eigenen Staat ausgesprochen. Mit seinem Rücktritt ist die 14-köpfige Liste der Kreuzberger Bezirksverordneten innerhalb von zehn Monaten nunmehr bei Platz 19 angekommen - noch vor der Wahl war heiß umstritten, wer überhaupt drauf dürfe.

Generalstaatsanwalt Treppe

Seinen Dienst quittiert hat Berlins oberster Staatsanwalt schon seit Januar - jetzt präsentierte er in der Januarausgabe der Richterzeitschrift 'DRB-Mitteilungen‘ einen „unverdächtigen Zeugen“, daß er immer im Recht gewesen sei: Die taz. In der taz hatte nach seiner Abwahl gestanden:Rechtsanwälte haben mit ihm vor allem die Erfahrung gemacht, daß er jede Sauerei in der Behörde deckte. Und: Routiniert federte er die Dienstaufsichtsbeschwerden ab... statt für rechtsstaatliche Disziplin zu sorgen. Das sieht Treppe, „wenn es aus dieser Richtung kommt, als Beweis dafür an, meine Arbeit im richtigen Sinne getan zu haben“. Und: Die 14 Jahre an der Behörde haben aus ihm einen „richtigen Moabiter“ gemacht, der sich hier „völlig mit der Behörde identifiziert“. Offenbar.

Ex-Wirtschaftssenator Pieroth

Ob nun wenigstens Ex-Wirtschaftssenator Pieroth (CDU) ein künftiger Karrieresprung vergönnt bleibt, ist noch dahingestellt. Er möchte gerne Wirtschaftsminister in der DDR werden und zwar für die Schwesterpartei CDU im Osten, ehemals Blockpartei der SED. „Leere Kassen hinterlassen wie in seiner Regierungsverantwortung im Westen“ könne er, sorgt sich AL-Sprecher Noe. Keine Sorge: Wo nix drin ist, kann man auch nix leeren.

esch Fotos: Paczensky, Glaser, Yilmaz/Zenit