Standbild: Weniger wäre mehr gewesen

■ PPP - Parlament, Parteien, Perspektiven

(PPP - Parlament, Parteien, Perspektiven, Mi., 21.2., 21.50 Uhr, Hessischer Rundfunk) Seit der hessischen Wende zur schwarz-gelben Koalition gibt es PPP, das Magazin des hr, das über die tägliche Hessenschau hinaus Hintergrundinformation zur Landespolitik liefern will, immer öfter mit nur einem „P“ zu sehen, das dann für „Perspektiven“ steht. So auch am Mittwoch, als es um die Perspektiven der AusländerInnen mitten unter den alten und neuen InländerInnen ging. Esther Schapiras Beitrag über Ausländerfeindlichkeit bei denen, die erst vor Wochen oder Tagen zu richtigen InländerInnen wurden, weil sie noch „rübergemacht“ sind, obgleich doch das „einig Vaterland“ bereits am Horizont leuchtet, raubte denen, die hier noch an das Gute im frisch ausgesiedelten, durch jahrelange Gängelung deformierten „Volkskörper“ glaubten, auch noch die letzten Illusionen. „Ich gann die nich leiden nich, die Schworzen und die Dürken, weil die gönnen noch nich mal richtich doitsch“, meinte eine kleingläubige Großdeutsche aus der DDR im Aufnahmelager Gießen, die aussah wie eine Rewe-Beraterin kurz nach der Währungsreform. Mit dem Aus und Übersiedlermotto „Deutschland den Deutschen“ im Kopf und mit dem Trabi unterm Arm kommen sie noch täglich in die (noch) „bunte Republik Deutschland“. Mehr als 90.000 waren es in den ersten sechs Wochen dieses Jahres - und nur 80.000 Flüchtlinge aus den tatsächlichen Krisengebieten der Welt. Daß es sicher auch tolerante Aus- und ÜbersiedlerInnen gibt, sagte Esther Schapira. Daß die in „P“ nichts sagen durften, lag sicher an der Kürze des Beitrags, in der diesmal nicht die Würze lag: Politische Überlebensfragen im Schnellwaschgang (Härtegrad hr 3).

Daß die AusländerInnen und AsylbewerberInnen in der Bundesrepublik Angst haben vor der nationalen Emotionswelle, störte danach auch den Fraktionsvorsitzenden der hessischen CDU im Landtag, den Jungstahlhelmer Franz-Josef Jung, nicht. Seinem Widerpart im Debattenforum, dem Altsponti und Multikulturdezernenten Dany Cohn-Bendit, fuhr Jung mit dem Kühnen-Modell vom ausländerfreundlichen, weil weitgehend ausländerfreien Deutschland in die „Migrantenparade“. Tenor: erst die Thüringer und dann vielleicht die Türken - wenn dann noch Wohlstand zum Verteilen da ist. Als Cohn-Bendit nach drei Debattenminuten a la D.-T. Heck zum Gegenschlag ausholen wollte, schlug Moderator Krupp auf den Schlußgong: Manfred Krupp, der „Weichspüler“ im hessischen Waschprogramm.

Weniger wäre diesmal - angesichts der Tragweite der Thematik - tatsächlich mehr gewesen in PPP. Denn wen interessiert schon, daß der Pressesprecher der Grünen, Georg Dick, mit zwei Apfelsinen und einem Apfel jonglieren kann, wie das im Eröffnungsbeitrag mit dem Titel Krise bei den Grünen zu sehen war. (Und wen interessiert noch die Krise bei den Grünen?) Dennoch lautet mein Fazit nach 30 Minuten PPP im Dritten: Ich kann die auf den Tod nicht leiden, die die nicht leiden können.

Klaus-Peter Klingelschmitt