„Männlich ausgetrampelt“

■ betr.: „Lieber Turnhalle als Bunker“, taz vom 12.2.90

Liebe Birgit Rambalski, als Du bei der „taz-Politik“ eingestellt wurdest, habe ich mich gefreut, daß eine Frau in das männerlastige Ressort eintritt. Leider schreibst Du aus dem gleichen männlich-verengten Blickwinkel wie etwa die Herren Schloesser und Wolschner: Das „große I“ scheint Dir kein Begriff zu sein. Im ÜbersiedlerInnen-Artikel liefen Dir offenbar nur Männer vor den Notizblock - das spart obendrein Arbeit, denn Jungs jeden Alters sind angesichts einer Reporterin immer präsent und immer auskunftsfreudig. Die einzige Frau, die in dem Artikel vorkommt, ist namenlos. Im Kasten daneben, unter „Vermißt“, eine weitere Variante derselben Chose: Der Mann hat einen (abgekürzten) Nachnamen, die Frau ist „seine Freundin Petra“. Liebe Kollegin, verlaß bitte die männlich ausgetrampelten Sprachpfade und laß den Blick umfassend statt männlich verengt schweifen.

Dr. Gaby Mayr (Journalistin)