Federn in Öl gebannt

■ Zwei Ausstellungen zeitgenössischer Kunst aus Lateinamerika im Überseemuseum

Die Feder ist für Manuel Cholango ein zentrales Motiv seiner Kunst. Als Symbol für den Wind, das vierte Element Luft schlechthin, zieht sie nicht nur durch die Mythen seiner Heimat in den Anden. Die Feder ist auch greifbares Element seiner Bilder, häufig mit Ölfarbe auf Leinwand geklebt, massenhaft in Reih und Glied geordnet und ihrem flatterhaften Wesen hart entfremdet, manchmal in direkter Verbindung zu geradlinigen Symbolen der Vernunft oder zu Themen im Umfeld von Tod und Verwesung.

Cholango, der 51jährige KÜnstler aus den Anden („Ich bekenne mich nicht zu der aufgesetzten Trennung meiner Heimat in Peru und Ecuador. Das ist künstlich und von den Spanischen Kolonialherren diktiert“) eröffnet seine Ausstellung inmitten der Dokumentationen zu den kultur -historischen Wurzeln seines Volkes mit Performance, zu der er einige seiner Gedichte vortragen wird, (vgl. Kasten). Cholango, Dozent an der Hochschule in Trier, ist bildender Künstler und Literat in einem, eine Verbindung, die ein Schaukasten eigenwillig präsentiert: Alte Bücher werden, irgendwo aufgeschlagen, anstelle von Papier und Leinwand zur Grundlage seiner Bilder - Objekte, die neugierig machen und zum Blättern einladen, als Kunstwerk in Öl und hinter Glas aber eindeutig „nicht berühren“ signalisieren.

Gleichzeitig eröffnet eine zweite Sonderausstellung „Zeitgenössische Kunst aus Uruguay und Nicaragua“. Organisatorin Cristina Perez hat dafür neben

dem Museum auch einige Geldgeber in Bremen gewinnen können: Das Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (BIZ), Angestellten-und Arbeiterkammer, DGB, Evangelische Frauenhilfe, die Städtesolidarität Bremen -Corinto, die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen und den Auswärtigen Ausschuß der SPD.

Die rund 60 Werke unterschiedlichster Richtungen von 13 KünstlerInnen (drei davon aus Nicaragua) zeigen deutlich: Zeitgenössische Kunst aus Lateinamerika ist nicht zwangsläufig dem sozialistischen Realismus verpflichtet. Da sind zum Beispiel die Acrylbilder von Miguel Angel Guerra (Urug.) mit ihrer expressiven Dynamik in Farbe und Linien. Derartig abstrakte

Bilder wurden in Lateinamerika erst möglich, als die Künstlergeneration der 60er Jahre mit der traditionell naturalistischen Darstellungweise brach. In Nicarargua steht dafür richtungsweisend die Künstlergruppe „Praxis“, die zu Zeiten Somozas verboten war.

Eröffnung beider Ausstellungen: Sonntag 11 Uhr (beide bis Ende März im Überseemuseum)

Birgitt Rambalski