„Sprengel bleibt“

Demonstration gegen geplante Räumung des Sprengel-Projekts / Letzte Frist mit SPD-Integrationsmodell  ■  Von Hannes Koch

Hannover (taz) - Mit den Sprechchören „Sprengel bleibt“ und „Haut den Spekulanten auf die fetten Pranken“ zogen am Samstag 1.000 DemonstrantInnen durch Hannover. Nachdem das Oberlandesgericht (OLG) Celle am 17.Januar der Räumungsklage der Stadt Hannover stattgegeben hat, ist die Lage des Sprengel-Projektes jetzt wieder äußerst prekär. Während SPD und Grün-Alternative unter Hinzuziehung des Berliner Sozialberatungsvereins „BBJ Consult“ einen „letztmaligen Versuch“ unternehmen, Sprengel zu befrieden, will der Oberstadtdirektor die Räumung zügig durchsetzen.

Ein breites politisches Spektrum vom ÖTV -Kreisjugendausschuß bis zu autonomen Gruppen hatte zur Demonstration aufgerufen. Anlaß war Sprengel - protestiert wurde aber auch gegen die Politik der Stadtsanierung, die damit verbundene Mietsteigerung und die Säuberung der Wohnviertel von lästigen Randgruppen und unbotmäßigen Lebensformen.

Das Pflaster ist wieder mal heiß für die 1987 besetzte Sprengelfabrik im Sanierungsgebiet der hannoverschen Nordstadt: Zwar wollen die Anwälte der BewohnerInnen Revision beim Bundesgerichtshof einlegen, doch das Räumungsurteil des OLG ist vorläufig vollstreckbar.

Was Oberstadtdirektor Hinrich Lehmann-Grube vor der Räumung noch gerne hätte, ist eine Mehrheit in den Ausschüssen des Stadtrates für sein Vorhaben, Sozialwohnungen auf dem Sprengel-Gelände zu errichten. Ein dementsprechender Antrag wurde erst kürzlich eingebracht.

Im Gegensatz dazu haben SPD und Grün-Alternative Bürgerliste vereinbart, noch bis Juni 1990 nach einem Kompromiß zu suchen. Der bei der „Reintegration von Problemgruppen“ erfahrene Berliner Verein BBJ Consult soll zusammen mit dem Trägerverein eine Lösung erarbeiten. Nur unter der Bedingung, eine Einrichtung vom Typ der BBJ Consult als Vermittlerin zu beauftragen, hatte sich die SPD -Führung bereiterklärt, noch bis Mitte 1990 zu verhandeln.