Neu im Kino: „Janssen: EGO“ von Peter Voss Andreae

■ Zeichner-Urviech

Betrunkene und Zeichner, sagt man, sprechen die Wahrheit. Besonders wahr, quadratwahr sprechen sie, wenn sie beide Eigenschaften in sich vereinen, trinkende Zeichner sind. Könnte man meinen, und überprüfen anhand des Filmes Janssen: „EGO“ von Peter Voss Andreae, der sich acht geschlagene Jahre an die Fersen und ins Atelier des Hamburger Zeichners, Dichters und Trinkers Horst Janssen heftete und so sehr intime Bilder fing. Horst Janssen braucht man nicht vorzustellen, den Mann mit dem spitzen Zeichenstift kennt man. Oder hat zumindest den Namen schon mal gehört. Oder so. In Wahrheit kennt natürlich niemand den aufgeschwemmten Fettkloß mit dem Schnullerschnütchen und den vereinzelten Zahnresten hinter den Lippen. Schon deshalb nicht, weil der seinen zahlungskräftigen Verehrern nicht nur die reine Sympathie entgegenbringt, sondern sich kräftig bemüht, sie sich schnellstens vom Leib zu schaffen, wenn sie den Inhalt ihres Geldbeutels geleert haben. Ein knurriger Mann, sperrig und grundsätzlich verquer und obendrein einer, der eine Menge zu sagen hat. Zum O-Ton einer Janssen-Lesung, in der dieser autobiographische Texte vorträgt, werden Bilder gegengeschnitten von seinem Umgang mit Kunsthändlern, Freunden, in seinem Atelier, in der Kneipe, in der Nannenschen Kunsthalle in Emden. Immer ein bißchen Bürgerschreck, schon weil die Lallrate so hoch liegt, aber vor allem, weil er sich nicht auf die Höflichkeitsriten einläßt, die in der Gesellschaft des Kunstkaufs so gängig ist. Und das verunsichert, das ist klar. ste

Schauburg, 18 u. 20 Uhr