Arbeit wie lange nicht mehr

■ Erwerbslosenquote ging zurück, 430.000 Beschäftigte mehr als im Vorjahr / DGB: Im Trend kein Kommentar

Berlin (taz) - Positives hatte die Bundesanstalt für Arbeit für den Monat Februar zu melden. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ist im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat absolut erheblich zurückgegangen. Da dieser Rückgang trotz starken Zugangs von Aus- und Übersiedlern auf Seiten der Jobsuchenden verzeichnet wurde, hat sich die Arbeitslosenquote - die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zu den Beschäftigten - entsprechend noch stärker verringert. Summa summarum hat also auch im Februar der Zuwachs neuer Stellen in der bundesdeutschen Wirtschaft angehalten.

Ende Februar waren bei der Bundesanstalt 2.152.500 Arbeitslose registriert. Das waren 152.300 weniger als im Februar 1989. Damit hat sich der Rückgang der Arbeitslosenzahlen noch beschleunigt: Im Januar waren es lediglich 143.200 weniger als im entsprechenden Vorjahresmonat. Diese Beschleunigung schlägt sich auch im Zuwachs der Erwerbstätigkeit nieder. Heute gibt es 430.000 Beschäftigte mehr als vor einem Jahr. Im vierten Quartal 1989 hatte das Plus gegenüber dem Vorjahr noch 390.000, im dritten Quartal nur 360.000 betragen. Somit ist auch die Arbeitslosenquote von 8,1 (Februar 1989) auf jetzt 7,4 Prozent zurückgegangen.

Hinter dem Zuwachs an Beschäftigten verbirgt sich jedoch nicht nur ein größeres Angebot an Stellen durch die Wirtschaft. „Die Zunahme beim Stellenbestand hat sich etwas verlangsamt“, konstatiert das Nürnberger Amt - nicht ohne eigenen Nutzen daraus zu ziehen, kann doch der Beschäftigungszuwachs nur durch bessere Vermittlung zustande gekommen sein: „Diese Entwicklung belegt, daß die Ausgleichsvorgänge auf dem Arbeitsmarkt besser funktionieren als allgemein angenommen.“

Der Andrang der Aus- und Übersiedler auf den bundesdeutschen Arbeitsmarkt ist in der Februar-Statistik allerdings nur zeitverzögert erfaßt. Seit Beginn dieses Jahres werden diejenigen von ihnen, die sich beim Arbeitsamt gemeldet haben, erst zwei Monate später als Arbeitslose erfaßt, auch wenn sie die Eingliederungsbeihilfe sofort erhalten. Das Bundesarbeitsamt führte die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auf die „auf hohen Touren laufende Konjunktur“ zurück. Der Deutsche Gewerkschaftsbund, ansonsten sofort mit einer Presseerklärung zur Hand, wenn es Düsteres zu kommentieren gibt, wurde diesmal erst auf Anfrage tätig. DGB-Experte Hartmut Görgens: „Wenn die Zahlen im Trend liegen, verzichten wir darauf.“ Sein Kollege Wilhelm Adamy wies allerdings darauf hin, daß es nach wie vor 2,1 Millionen Arbeitslose gebe, sich daher nichts grundsätzlich geändert habe.

Dies treffe auch auf das Problem der Langzeitarbeitslosen zu, von denen der DGB nach wie vor noch 700.000 zähle. Überdies gebe es noch mehrere Arbeitsamtsbezirke mit über zehnprozentiger Arbeitslosigkeit. Um die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung künftig nicht zu überlasten, forderte Adamy, daß die drei Milliarden Mark zur Sprachschulung von Aussiedlern künftig nicht mehr von der Bundesanstalt, sondern aus dem Bundeshaushalt bezahlt wird.

ulk