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DGB rangelt weiter um Vorstandssitze

■ CDU-Sozialausschüsse sehen Einheitsgewerkschaft in Gefahr

Berlin (taz) - Die Auseinandersetzungen bei der Kandidatensuche für die Führungsspitze des DGB -Bundesvorstands sind an einen neuen kritischen Tiefpunkt geraten. Der IG-Chemie-Vorsitzende Hermann Rappe forderte gestern in Bonn, es müsse „sofort klargestellt werden, daß zwei Mitglieder der CDA für den geschäftsführenden DGB -Bundesvorstand vorgeschlagen werden“.

Damit ist der Konflikt um die neue DGB-Führungsmannschaft erneut verschärft worden. Der erst am Montag gekürte H. Paschen, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Textil-Bekleidung, hatte am Mittwoch vor dem Bundesausschuß des DGB in Bonn erklärt, daß er als Kandidat nicht zur Verfügung stehe.

Das Tauziehen um die DGB-Vorstandsposten hat auch einen parteipolitischen Hintergrund. Weil die beiden bisherigen Vertreter der CDU-Sozialausschüsse (CDA) im DGB-Vorstand, Blättel und Fehrenbach, aus ihren Ämtern scheiden und die DGB-Spitze wegen Sparmaßnahmen um einen Vorstandssitz verkleinert werden soll, ergibt sich ein neuer Parteienproporz.

Den CDU-Sozialausschüssen soll nach dem Willen einiger DGB -Gewerkschaften zukünftig nur noch ein Sitz im DGB-Vorstand zustehen, während andere sich dafür aussprechen, daß die CDA nach wie vor zwei Vorstandssitze haben soll. An der Neugewichtung des Parteienproporzes hatte sich der Streit der letzten Monate entzündet. Die CDU-Sozialausschüsse sind jedenfalls nicht bereit, sich mit nur noch einem Vorstandssitz zufriedenzugeben. Der DGB wirft den CDU -Sozialausschüssen vor, sie seien nicht in der Lage, geeignete Kandidaten zu benennen.

Der CDA-Vorsitzende Ulf Fink hat am Dienstag die Absicht scharf kritisiert, der CDA nur noch einen Vorstandssitz zugestehen zu wollen. Fink sieht darin eine Gefahr für die Einheitsgewerkschaft. CDA-Geschäftsführer Hörsken bekräftigte inzwischen die Forderung seiner Organisation nach zwei Posten in der DGB-Spitze.

jon

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