Fraueninitiative gegen den §218

■ Am internationalen Frauentag kündigten gestern verschiedene Gruppen und Initiativen eine Offensive gegen die strafrechtliche Verfolgung der Abtreibung an / 16.Juni Aktionstag in Bonn

Bonn (taz) - „Damit Frauen wieder mutiger werden: Wir wollen jetzt Gegendruck erzeugen“ - so formulierte Doris Kienle von den „Memminger Frauen e.V.“ die Zielsetzung verschiedener Initiativen zur ersatzlosen Streichung des §218, die am gestrigen Frauentag vorgestellt wurden. Am 16.Juni soll auf dem Bonner Münsterplatz eine bundesweite Protestveranstaltung stattfinden. Doris Kienle hatte gestern 15.000 Solidaritätsbekundungen an die „Memminger Frauen“ dabei. Neben der Demonstration, zu der unter anderem die Frauen gegen den §218, Gewerkschaftsvertrerinnen, die Grünen, die Vereinigten Deutschen StudentInnenschaften, die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen und die Demokratische Fraueninitiative aufrufen, soll es am 16.Juni in Bonn ein „Kulturfest“ geben, gestaltet von Künstlerinnen und Rednerinnen aus dem In- und Ausland.

Der Aufruftext zu der Demo, für den in einem weiteren Koordinierungstreffen des Bündnisses „Frauen-Begehren -Selbstbestimmung“ am Sonntag in Bonn ErstunterzeichnerInnen gesucht werden sollen, steht unter dem Motto: „Für die ersatzlose Streichung des Paragraphen 218 aus dem Strafgesetzbuch - jetzt! Für das ungeteilte Selbstbestimmungsrecht der Frau!“ Das Bündnis fordert in seinem Aufruf, in jeder Stadt und in jedem Landkreis müsse es die Möglichkeit für einen ambulanten Schwangerschaftsabbruch mit der schonendsten Methode geben. Neben der Abschaffung strafrechtlicher Verfolgung werden gesellschaftliche Rahmenbedingungen gefordert, „die es ermöglichen, repressionsfrei und mit aller benötigten Unterstützung mit behinderten wie nichtbehinderten Kindern zu leben“.

Beobachterinnen des Abtreibungsprozesses in Koblenz wollen als Gruppe verstärkt an die Öffentlichkeit treten und verdeutlichen, daß es sich dabei um einen „Frauenprozeß“ handle. In Koblenz wird gegen das Ärzteehepaar Ergüven wegen Abrechnungsbetrugs vorgegangen.

Christian Füller