Pädagogik für die Kinder auf der Flucht

■ DRK eröffnete Jugendzentrum im Asyldurchgangsheim

„Wir befinden uns in einem Haus der Vielvölkerschaften. Wir praktizieren etwas, wovon andere nur reden, die multikulturelle Gesellschaft.“ Mit diesen Worten begrüßte gestern Felix Meiser, Leiter des Sozialwesens des Deutschen Roten Kreuzes, die Gäste zur Eröffnungsfeier des neuerstellten Flachbaus eines Kinder- und Jugendzentrums beim Wohnheim für AsylbewerberInnen an der Streitstraße in Spandau. „Es ist wichtig, den Kindern eine Anlaufstelle zu geben, und auch die Eltern zeitlich zu entlasten“, sagte Meiser. Die Idee, eine Tagesstätte für Kinder von AsylbewerberInnen einzurichten, hätte schon lange existiert, sagte Meiser. Aber im Flüchtlingsbereich sei es schwer, längerfristig zu planen, da sich ständig sehr viel ändere. Im Wohnheim an der Streitstraße leben derzeit rund 1.400 Menschen aus aller Welt, darunter 400 Kinder. Es ist ein Wohnheim der sogenannten Phase eins, das heißt, die maximale Verweildauer beträgt sechs Wochen. „Ein Erweiterungsgebäude war dringend nötig, da im Hauptgebäude jeder Platz gebraucht wird, um die Leute aufzunehmen“, teilte die Sprecherin des Roten Kreuzes Berlin, Eva-Maria Wehling mit.

„Wir wollen Toleranz vermitteln. Das Zentrum soll Anlaufstelle und Heimstatt für die Kinder werden“, sagte Meiser. Außerdem sei es wichtig, daß die Kinder nicht ständig sich selbst überlassen würden. Mit der Leitung der sieben Gruppen, aus maximal zwanzig Kindern, wurden elf Erzieherinnen betraut. Der Leiter des Zentrums ist ein Psychologe. Nicht nur in den zu betreuenden Kindergruppen soll die internationale Mischung aufrechterhalten bleiben, sondern auch im MitarbeiterInnenteam. Ausschlaggebend dafür war nicht nur der Vorteil der Mehrsprachigkeit, sondern auch die zum Teil eigenen Erfahrungen der MitarbeiterInnen mit Verfolgung, Flucht und Asylsuche.

„Die Arbeit wird hier schwer werden“, meinte Bezirksrat für Jugend und Sport, Freddy Stach. „Erst, wenn kein Kind mehr so ein Haus brauchen wird, sind wir einen Schritt weitergekommen.“

Julia Schmidt