Außerordentliche Berichterstattung-betr.: Berichterstattung über Kambodscha

betr.: Berichterstattung über Kambodscha

(...) Im Gegensatz zu allen anderen Zeitungen informiert die taz regelmäßiger und weitaus fundierter, gründlicher und vor allem vorurteilsfreier als der Rest der Presse - mit Ausnahme des Weltspiegel der ARD, der sowieso eine Sonderstellung hat. Daß Ihr gerade in Zeiten, in denen deutsche Fragen so sehr im Vordergrund stehen (was nun mal nicht zu ändern ist), ein Land wie Kambodscha nicht vergeßt, kann gar nicht unterschätzt werden.

Bemerkenswert finde ich auch die hohe Qualität der Berichterstattung, zum Beispiel die Aufzeichnungen von Sihanouk in der taz vom 28.2.90, die differenzierten und nicht von westlicher Arroganz geprägten Berichte, Kommentare und Reportagen von Larry Jagan vom 7.2.90, 17.1.90, 27.9.89 und viele andere. In keiner anderen Zeitung (außer in der 'Far Eastern Economic Review‘, mit der die taz nicht verglichen werden kann), wird derzeit so unmißverständlich klar, daß das Kambodscha-Problem mit westlicher Logik allein nicht zu verstehen ist.

Ich rege an, sich gelegentlich etwas intensiver mit der bundesrepublikanischen Kambodschapolitik auseinanderzusetzen. Im 744 Seiten starken Jahresbericht der Bundesregierung 1988 beschränkt sich die Auskunft über dieses Land - abgesehen von zwei kurzen Bemerkungen (S.33, S.52) im Tätigkeitsbericht des Auswärtigen Amtes - auf folgenden Satz im Tätigkeitsbericht des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit: „Wegen der besonderen politischen Situation war eine bilaterale staatliche Zusammenarbeit, die über eine unmittelbare, in begrenztem Umfang gewährte Nothilfe hinausgeht, nicht möglich.“ (...)

Uwe Prell, Berlin