SCHÖNER LEBEN: Kulturell groß raus
■ Bremen im Finale des ZDF-Städteturniers
Ist das nun ein Triumph Wedemeiers oder ein später Triumph Ex-Frankes? Immerhin hat es Bremen im ZDF-Städteturnier, einem telegenen Kulturkampf zwischen Bundesgroßstädten mit weniger als 600.000 EinwohnerInnen, geschafft, den gesamten Ruhrpott aus dem Feld zu kippen, um auf seinen dünnen Beinchen gegen Frankfurt, Stuttgart und Nürnberg die Nordkultur hochzuhalten. Diese vier Städte nämlich stehen im Finale des Städteturniers, und eine jede hat einen ZDF –Sonntagnachmittag, sich ins lichteste Licht zu setzten. Sonntag ist Bremen dran.
Kulturstadt Bremen, d.i. im ZDF: Shantychor „Hart Backbord“, die Frauenrockband „Scraps“, das Kindertheater „MOKS“, die Musiker Sigi Busch und Michael Berger, Jüngstprofessor und Liedermacher Dirk Busch u.a.. Und: ein Zehnminutenfilm über Bremen, der aussieht wie ein PR –Streifen und auch einer ist, denn das ZDF stellte nur die Technik, das Drehbuch schrieb Senatspressesprecher Manfred Ostendorf. Und: Unser Wedemeier, der sich live einer vielköpfigen Jury zu stellen hat: H.D.Hüsch, ZDFler, Städtetagler, das Live-Publikum (500), das Millionenpublikum (per Telefon). Hieraus erhellen die Kriterien für die Krönung einer Stadt zur Kulturstadt.
Die ganze Geschichte kostet Bremen ca. 35.000 DM, ist somit eine vergleichsweise billige PR-Aktion. Daß der „Werbefilm“ auch über den Containerhafen, das spitze Uniforschungstürmchen und Daimler-Produktionsstätten schwenkt, liegt ganz in der Natur eines erweiterten Kulturbegriffes. Wer das mitreißende Naturell Wedemeiers und den spröden Charm unserer Kulturis kennt, kann sich das Ergebnis der Zuschauerbefragung zwar denken. Daß aber jetzt Bremen neben Frankfurt vor der deutschsprachigen TV-Welt als kulturelles Oberzentrum dasteht, dafür gebürt dem ZDF heißer Dank!
Burkhard Straßmann
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
