Die Contra verspricht sich aufzulösen

■ Noch vor dem Regierungsantritt der neuen Präsidentin Nicaraguas soll die Contra aufgelöst und ins Zivilleben integriert werden / Ortega begrüßt den Vertrag / Die Unterschrift des militärischen Contra-Chefs fehlt / Trotzdem bleibt die Angst vorm Einsickern der Contra-Truppen

Tegucigalpa/Berlin (afp/ap/dpa/taz) - Nach neun Jahren Krieg gegen die sandinistische Regierung Nicaraguas wollen die Contras sich selbst auflösen. In der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa unterzeichneten Vertreter der von den USA aufgebauten und ausgerüsteten Truppe und Beauftragte der designierten Präsidentin Violeta Chamorro, die am 25. April ihr Amt antreten wird, einen Vertrag, der die vollständige Demobilisierung der Contras und ihre Integration ins Zivilleben bis zum 20. April vorsieht. Eine entsprechende Erklärung verlas auf dem Flughafen von Tegucigalpa der Erzbischof von Managua, Kardinal Obando y Bravo, vor der Presse. Der Kirchenfürst ist Vorsitzender der Kommission zur nationalen Versöhnung. Eine Kommission aus künftigen Regierungsmitgliedern und ehemaligen Contras soll nun mit der Demobilisierung einhergehende Resozialisierungsmaßnahmen steuern.

An den Verhandlungen, die sieben Stunden dauerten, waren die noch regierenden Sandinisten nicht beteiligt. Doch der amtierende Präsident Daniel Ortega empfing die Delegation Chamorros am Flughafen von Managua mit den Worten: „Dieser Vertrag erkennt einen nationalen Konsens an ... Er wird den Krieg beenden und Nicaragua den Frieden bringen.“ Ortega hatte nach seiner Wahlniederlage die Übergabe der Macht an Chamorro von der Auflösung der Contra-Verbände abhängig gemacht. Dies hätte nach dem Friedensvertrag, den die Präsidenten der fünf mittelamerikanischen Länder im letzten Sommer im honduranischen Tela vereinbart hatten, schon im Dezember geschehen müssen. Doch hatte Honduras unter dem Druck der USA das Abkommen einfach mißachtet. Nun äußerte sich die Regierung in Tegucigalpa erfreut über das Abkommen. Die Contra-Lager in Honduras seien seit Jahren eine Belastung und eine Bedrohung.

Nachdem sich sowohl Chamorro wie auch US-Präsident George Bush für die Auflösung der Contra-Verbände ausgesprochen hatten, war deren Schicksal besiegelt. Trotzdem gibt es in Managua auch skeptische Stimmen. Denn das Abkommen vom Freitag wurde zwar vom stellvertretenden Militärchef der Contra, Oscar Sovalbarro, nicht aber von dem bei den Verhandlungen ebenfalls anwesenden Oberkommandierenden, Israel Galeano Cornejo, unterzeichnet. Zudem hatten dem Verteidigungsministerium in Managua zufolge am selben Freitag Contra-Verbände bei der Stadt Jinotega Militärfahrzeuge angegriffen und zwölf Soldaten getötet. In einem Leitartikel des sandinistischen Parteiblattes hieß es: „Es gibt immer noch die Befürchtung, daß die Contras eine große Offensive vorbereiten.“ Das Einsickern ihrer Truppen gehe weiter.

Der in Tegucigalpa unterzeichnete Vertrag legt fest, daß die Contras in Honduras - nach Angaben des Kardinals 12.000 Mann - mit der Niederlegung ihrer Waffen sofort beginnen und daß die in Nicaragua operierenden Contra-Soldaten, angeblich 4.000 Mann, sich in von UNO-Beobachtern überwachte Sicherheitszonen zurückziehen. Die Contra-Führung selbst forderte zur Unterstützung ihrer Demobilisierungsmaßnahmen die sofortige Hilfe internationaler Organisationen. Die Delegation der gewählten Präsidentin teilte mit, die neue Regierung werde Witwen, Waisen und Verwundeten der Contras „in Anerkennung ihrer patriotischen Verdienste“ Renten zahlen.

thos