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Kultur ohne Pimmel

■ Wie die Scene kam und shakespeares draußen blieben

Am Tag danach zwei Rätsel. Das erste: Wieso repräsentiert ausgerechnet diese Melange die Kulturstadt Bremen? Ganz einfach. Weil z.B. das Freiraumtheater, außerordentliche Schauspielschule und -stätte, niemand gefragt hat. Bremens erfolgreichstes Theater, die experimentell-tolle shakespeare company, ist gefragt worden. „Drei Tage nach Berlin, keine Gage und dann zwei Minuten Shakespeare, dafür machen wir nicht den Max“, hat sich Norbert Kentrup gedacht. Rätsel zwei: Wieso macht das schrill-alternative theatre du pain den Max als schrill-normales Ohnesorgtheater, incl. Speckflagge und Mitbrüllen im Schlußchor? Ulrich Pollkläsener hat, als vierzehn Tage vor Sendung sich die Behördenbeauftragte meldete, ohne Geld und Kulturprogramm, eine Chance gesehen: Mitwirken könnte den regierenden „Ignoranten“ („die sehen uns nicht!“) die Augen öffnen würde. Und: „Beschissener als die Stadt sich präsentiert, geht's garnicht?“ „Wo liegt der Unterschied zur Präsentation des theatre du pain“? „Wir haben versucht, eine Wendung hinzukriegen ins Subtile.“ ??? Gegen die gediegen-teuer-Programme sich „als die Fischköppe hinstellen. So, Wir sind die netten Jungens aus Bremen: nix auf der Tasche und unterhalten Euch trotzdem.“ Die Zuschauer, - „das waren doch zu 90 Prozent Omis aus der DDR“ - hätten das auch begriffen. ??? Doch, so wie die mitgegangen seien und auch in der Garderobe hätten sie sich über die echten Fischköpfe auf du pain-köpfen „geömmelt“. „So gestunken hat das da noch nie.“ Außerdem, „wenn man schon Fernsehen macht, muß man sich dem Medium anpassen.“ Und der Schlußchor? Na ja, da hatte er auch Probleme, aber statt „Ja“ zu Bremen haben sie nur „Na ja“ gebrüllt. Aber sonst sei die Geschichte O.K. gelaufen. Im Gegensatz zum Auftritt bei „buten & binnen“. Dort hätte man ihnen Rausschnitt angedroht, wenn sie die Worte „Titten, Pimmel, und Mother-Fucker“ nicht rausnähmen.

Uta Stolle

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