Thea Bock wechselt zur SPD

■ Prominenteste grüne Politikerin aus Hamburg kämpft für die SPD um ein Bundestagsmandat / Bock hat mit einem Kampf gegen die GAL „keine Probleme“ / SPD will GAL-Krise verschärfen

Hamburg (taz) - Am Montag abend klingelte bei Thea Bock das Telefon: Der lang ersehnte Anruf war da. Hamburgs Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) meldete sich vom Autotelefon: Ja, er habe es endlich geschafft - die bis zuletzt widerstrebenden Genossen vom rechten Flügel hätten den Weg frei gemacht. Thea Bock dürfe für die SPD um das Bundestagsmandat im Wahlkreis Hamburg-Nord kämpfen. Thea Bock sagte sofort zu.

Sie freut sich auf die Arbeit im Umweltausschuß des Bundestages, die sie aus ihrer Arbeit als wissenschaftliche Assistentin der grünen Bundestagfraktion bereits kennt. Mit einem Bundestagswahlkampf gegen die Grünen hat sie keine Probleme: Sie will die von ihr der PDS-Nähe bezichtigte Hamburger GAL „bekämpfen, die ja die Kandidaten für Bonn benennt“. Allerdings kann sie sich nicht vorstellen, für die im Bundesvergleich arg rechtslastige Hamburger SPD auf kommunaler Ebene zu kandidieren.

Thea Bocks politische Karriere begann 1982 mit dem Einzug der Grün-Alternativen Liste (GAL) in die Hamburger Bürgerschaft. Thea Bock, die Sportlehrerin aus dem Elbdörfchen Moorburg, das von Hafenerweiterung und Industrialisierung bedroht war und ist, kämpfte vehement gegen die SPD-Wirtschaftsstrategen, die ihr Heimatdorf planieren und mit giftigem Schlick verseuchen wollten. Ironie ihrer privaten Politkarriere: Hamburgs rechter Flügel, der noch heute die Hafenerweiterung betreibt, wurzelt in Wandsbek, also jenem Stadtteil, der ihr heute den Weg nach Bonn frei machen sollen. Stadtchef Voscherau und der frühere SPD-Wirtschaftssenator Volker Lange, den sie einst erbittert bekriegte, stammen aus Wandsbek.

Die SPD erhofft sich mit der Nominierung Thea Bocks gleich dreifachen Erfolg: Thea Bock soll die Krise der gespaltenen Grünen in Hamburg verschärfen, ein internes SPD-Hickhack um den Wahlkreis Nord elegant überspielen und schließlich das 1986 an die CDU verlorene Direktmandat zurückerobern.

Florian Marten