Schöner baden

■ Deutsche Badegesellschaft plante in Bremen drei Tage deutsche Badezukunft / Weicheier und Kaltblütler

„Planschi ist prima, Planschi ist 'ne Wucht, mit Planschi macht das Baden Spaß....“, erschallt es hinter den verschlossenen Türen des Stadtwerke-Sitzungsaales. Nur ab und zu klappt die Tür auf und Mittfünfziger mit Badekappe und geblümter Badehose huschen bibbernd mit ihren Schwimmflossen zum Bundestreffen der Profibader, um zu eruieren, wie man am besten vom Drei-Meter-Brett

eine Arschbombe macht.

Nur für offizielle Pressegespräche schwingen sich die Geschäftsführer der Badegesellschaften in ihre Anzüge, geben sich seriös und tun so, als ob sie sich mit „Bädertechnik“ und der „Abdichtung von Naßräumen in Schwimmbädern“ befassen. Und so erfährt man vom Chef der „Bremer Gesellschaft für das Badewesen e.V.“, Peter Naujokat, auch nichts über die Frage, wer von den Herren in fünf Minuten den meisten Omis die Luft aus den Schwimmreifen lassen kann. Er berichtet nur von „Beschlußfassungen der verschiedenen Fachgruppen.“

Allerdings gibt es für uns Hobbyhallenbader auch in den offiziellen Darstellungen des Herren Naujokat einige interessante Offenbarungen: Der Chlorgehalt in den Hallenbädern wird so hoch sein wie eh und je: „Zur Zeit gibt es leider kein anderes Desinfektionsmittel als Chlor, und wir müssen nun mal dafür sorgen, daß die Bazillen, die mitgebracht werden, schlagartig vernichtet werden.“ Und so wurde der Chlorgehalt von den Fachgruppen auf 0,3 mg/Liter festgelegt. Auch die Wassertemperaturen wurden normiert.

Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für das Badewesens, Friedrich Kunze, mußte feststellen, daß die bundes

deutschen Bader der 90er Jahre ziemliche Weicheier sind, im Vergleich zu ihren jüngsten Vorfahren: „Die medizinisch beste Temperatur für die Bäder ist 23 Grad und auf diese Temperatur waren die Bäder ausgerichtet, als sie erbaut wurden. Der Badegast von heute erwartet aber 28-30 Grad. Ist die Wassertemperatur niedriger, bleibt er zu Hause.“

Für viele Hallenbäder bedeutet diese Verweichlichung das kaltblütige Aus, denn die Bausubstanz kann solche Temperaturen nicht vertragen. In Bädern wie dem Herbert -Ritze-Bad sind die Besucherzahlen nicht nur wegen der Temperaturen rückläufig. Friedrich Kunze:“ Der Badegast möchte in einem Hallenbad nicht nur baden. Er möchte eine große Angebotspalette in angenehmer Umgebung genießen. Er will sprudelndes Wasser, er will Pflanzendekorationen, und er möchte etwas zu essen.“

Und so hörten sich die Bade

meister Vorträge über Pflanzendekorationen und Wasserlandschaften an. Am Donnerstag betrachteten sie sich das Fritz-Piakowski-Bad in Vegesack, ein Musterbeispiel für das Bad der Zukunft. Kunze: „Das ist ein Bad, in dem sich die Leute von morgens bis abends aufhalten. Dafür sind sie auch bereit, mehr Geld zu zahlen, nämlich 5.50 Mark“, und er fügt mit wässrigen Augen hinzu: „Die wären auch bereit, mehr zu zahlen.“ Und das müssen sie vielleicht auch tun, denn dieses Bad wird von privaten Geldgebern finanziert.

An dieser Stelle brach das Gespräch abrupt ab, denn eine Horde weniger als spärlich bekleideter Planscher stürmte in den Sitzungssaal, baute sich vor ihren Chefbadern auf und intonierte im hänselnden Singsang:“ Kunze und Naujokat, haben keinen Fahrtenschwimmer. Kunze und Naujokat, haben keinen Fahrtenschwimmer“. David Safie