Verhandlungschance in Guatemala?

■ Direkte Gespräche zwischen Regierung, Militär und Guerilla beschlossen / Erste Dialogrunde für Mai anvisiert

Oslo/Berlin (dpa/taz) - Guatemalas Regierung und Armee sollen den direkten Dialog mit der URNG-Guerilla aufnehmen, um eine friedliche Lösung für den seit drei Jahrzehnten andauernden bewaffneten Konflikt in dem zentralamerikanischen Land zu finden. Darauf einigten sich gestern nach viertägigen Verhandlungen in Oslo die die Regierung vertretende „Nationale Versöhnungskommission“ und Vertreter der URNG-Guerilla. Nach den ergebnislosen Gesprächen vor drei Jahren hatte der christdemokratische Präsident Vinicio Cerezo bislang einen erneuten direkten Dialog mit der Guerilla abgelehnt. In den vergangenen Monaten haben die Aktionen der Guerilla beträchtlich zugenommen. Die URNG agiert mittlerweile in 12 der 22 „Departamentos“ des Landes, darunter in den am dichtesten besiedelten Teilen des Landes und bereits auch in der Umgebung der Hauptstadt. Insgesamt hält die URNG rund 3.000 bis 5.000 KämpferInnen unter Waffen. Besondere Sorge bereitet der Regierung, daß die überwiegend gegen militärische Ziele gerichteten Angriffe der Guerilla zunehmend auch die Touristenzentren um den Atitlan-See und die Stadt Antigua Guatemala erreichen. „Weit davon entfernt zu schrumpfen, ist die Guerilla in Guatemala im Anwachsen“, erklärt der Erzbischof von Guatemala, Prospero Penados, das Bemühen der katholischen Kirche um eine Verhandlungslösung. Als Vermittler der in Oslo noch ohne konkretes Datum vereinbarten Dialogrunde ist Bischof Quesada Toruno vorgesehen. Erste Gespräche mit Vertretern der politischen Parteien sollen bereits im Mai stattfinden. Derweil ist der Kandidaten-Poker für die im November anstehenden Präsidentschaftswahlen bereits in vollem Gange: Die kleine sozialdemokratische Partei will ein Wahlbündis eingehen mit dem von Rene Leon de Schlotter repräsentierten Flügel der regierenden Christdemokraten. Dieser muß sich jedoch erst noch gegen seinen innerparteilichen Rivalen Alfonso Cabrera durchsetzen, der vom amtierenden Präsidenten Cerezo protegiert wird. Indes hat die knallharte Rechte den Ex -Diktator General Rios Montt zu ihrem Kandidaten gekürt. In Rios Montts kurzer Amtszeit als Präsident Guatemalas waren zwischen März 1982 und August 1983 15.000 Menschen ermordet und 440 Dörfer dem Erdboden gleichgemacht worden.

beho S