Auf zur Totalharmonisierung

■ Solange ein „harmonisiertes“ Vorabendprogramm „floatet“, wird der Stolz von Radio Bremen nicht untergehen

Daß die Zeiten schwer geworden sind für die Werbe -Akquisiteure der ARD-Fernsehanstalten, das weiß man mittlerweile. Auf der alten, gemütlichen Wiese, da grasen jetzt fleißig die Privaten, die sich nicht an Werbezeitenbeschränkungen halten müssen und zum andern hat auch die alte Watschelente ZDF einen Zahn zugelegt, der die ARD-Programmplaner erheblich in die Bredouille zu bringen droht (und das auch schon tut) und die reagieren panikartig.

„Serien“ heißt das privat-und zweitfernseherprobte Erfolgsrezept, langläufige, unkomplizierte Serien für jederfrau und ihr Herz, neben denen alle denkbaren Werbestrategien große Frucht zu tragen versprechen, und der Rührmixer nennt sich „Harmonisierung“. Die Produktionen von Radio Bremen werden es schwer haben mit den neuen Anforderungen an eine vorabend-geeignete Serie. Der Sechsteiler „Ekkehard“ z.B., die jüngste RB-Produktion für diesen Platz wurde in keinem anderen Sendegebiet ausgestrahlt, die Reihe sei zu gut, mußte sich laut „Spiegel“ RB-Intendant Karl Heinz Klostermeier anhören. So etwas hat natürlich Folgen, eine geplante Vorabendreihe über eine Kriegsepisode

auf der dänischen Insel Samso wurde gekippt, RB beteiligt sich zunächst lieber an sichereren Gemeinschafts -Produktionen, die sind dann eben nicht zu gut.

Die geplante „Harmonisierung“ aller Regionalprogramme, soll den Zweck haben, daß am Abend zwei Serials a 50 Minuten in die Sendezeit zwischen 17.25 und 20 Uhr passen, plus die nötigen Einheiten Werbepuffer dazwischen - da bleibt nicht mehr viel Zeit für journalistische Berichterstattung.

Denn anders als in Bremen, wo das journalistische Flaggschiff „Buten & Binnen“ das zugkräftigste Werbeumfeld überhaupt darstellt, haben die großen, finanzkräftigeren unter den ARD-Sendern nur ein geringeres Interesse an den regionalen Nachrichten-Magazinen und die können letztendlich über den Hebel ihrer Finanzausgleichszahlungen an die ärmeren Anstalten die zu so einigem bewegen.

Doch noch sind die Zeiten für die „Totalharmonisierung“ nicht reif. Noch sind die Konzepte für die einfache Harmonisierung der ARD-Vorabendprogramme noch nicht ausgehandelt und noch lassen sich einige Wege denken, sowohl das bremische Interesse an

ihrer Nachrichtensendung gelten zu lassen, als das anderer Anstalten, neben den beiden täglichen Vorabend-Serials die lokale In

formation klein zu halten. Ein „gefloatetes Vorabendprogramm“ mit verschiedenen Einstiegszeiten für verschiedene An stalten hieße die Kompromißli nie, die zunächst einmal alle befrieden könnte.

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