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Autofahren gesundheitsschädlich

■ Die Grünen fordern Gleichstellung von Zigaretten und Autos in der Werbung / Bundesgesundheitsministerin soll vor den Gefahren der rasenden Blechkisten warnen

Berlin (taz) - Merkwürdig, daß nicht schon längst jemand drauf gekommen ist. Oben der supersportive 6-Zylinder mit V12-Triebwerk und „beispielloser Laufkultur“ vor untergehender Sonne - und darunter: Die Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit: „Autofahren schadet ihrer Gesundheit.„

Schließlich müssen sich die Raucher schon seit Jahren von dem irgendwie störenden Hinweis daran erinnern lassen, daß jene markigen Männer mit den Sombreros auf dem Kopf, der Fluppe zwischen den Lippen und den wilden Rappen zwischen den Beinen irgendwann beinamputiert und auf Krücken der untergehenden Sonne entgegenhumpeln werden.

So oder ähnlich dachte die grüne Bundestagsabgeordnete Helga Rock und brachte einen Entschließungsantrag ein. Titel: „Gesundheitsschäden durch Autofahren“. Darin fordert sie „eine Kampagne zur Aufklärung der Bevölkerung über die Gesundheitsschädlichkeit des Autofahrens“, deren Protagonistin eben die Gesundheitsministerin sein könnte.

In der Begründung belegt die Öko-Fraktion, daß es das Objekt der Begierde von Millionen Bundesbürgern in jeder Hinsicht mit den verheerenden Wirkungen der Glimmstengel aufnehmen kann.

Das Sündenregister ist lang: Der alltägliche Asphaltkrieg „jede/r gegen jede/n“ ist angesichts der Giftschwaden, die die inzwischen 29,2 Millionen Auspüffe hierzulande hinter sich lassen, fast in den Hintergrund geraten. Mehr als eine halbe Million Menschen blieben seit Republikgründung auf dem Schlachtfeld zurück - von Schwerverletzten, Lärm-, Blei-, Benzol-, Asbestkranken mal abgesehen.

Und weil das Auto eben nicht nur den Menschen dahinrafft, sondern auch noch einiges mehr (den Wald, die Atmosphäre), müßte der Spruch der Gesundheitsministerin in diesem Fall länger ausfallen als beim blauen Dunst: „Autofahren schadet ihrer Gesundheit. Das Abgas eines Pkw ohne Katalysator enthält folgende besonders gesundheitsschädlichen Stoffe: Stickoxide, Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Schwermetalle sowie gegebenenfalls Partikel aus Dieselabgaben. Das Abgas eines Pkw mit Katalysator enthält folgende besonders gesundheitsschädlichen Stoffe: Kohlendioxid und Schwermetalle sowie in reduziertem Maße Stickoxide und Kohlenwasserstoffe. Lassen Sie deshalb das Auto stehen.„

P.S.: Die taz-Redaktionsleitung schließt sich dem Vorstoß der Grünen vollinhaltlich an. Begründung: „Dann können wird endlich Autoanzeigen schalten.“

gero

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