Berlins zentraler Bereich wird zum Mercedes-Benz-Platz

■ Senatsentscheidung zum Potsdamer Platz: Daimler darf bauen, muß jedoch Wettbewerb abwarten

Eine Marathonsitzung bis nach Mitternacht wurde es diesmal nicht. Zu der vom Regierenden Bürgermeister Momper so apostrophierten „Jahrhundertentscheidung“ über die Zukunft des Potsdamer Platzes kam es trotzdem erst kurz nach 20 Uhr und nach langem Tauziehen mit der AL. Ergebnisse: Mit Daimler-Benz wird eine „Optionsvereinbarung“ für das von dem Konzern anvisierte Grundstück am Potsdamer Platz geschlossen. Die AL legt jedoch Wert darauf, daß die DDR -Kommunalwahlen im Mai abgewartet werden.

Der Senat soll außerdem auch später noch „Korrekturen“ an der Bebauungsdichte vornehmen können. Außerdem wurde der Zeitplan für das Planungs- und Wettbewerbsverfahren gestreckt: Erst im Juni sollen die Vorgaben für den städtebaulichen Ideenwettbewerb mit dem neugewählten Magistrat abgesprochen werden; die Preisrichter sollen erst im November und Dezember tagen, nicht schon im Oktober, wie ursprünglich geplant. Das Projekt soll sich überdies einem vom Senat festgesetzten Bebauungsplan „unterordnen“. Die von AL-Umweltsenatorin Schreyer gewünschte „Grünverbindung“ über den Potsdamer Platz hinweg wurde von der SPD ebenfalls zugestanden.

Zwischen den SenatorInnen von SPD und AL hatte es schon am Nachmittag laut Senatssprecher Kolhoff eine „weitestgehende Annäherung“ gegeben. Ein Kompromiß, den AL-Umweltsenatorin Schreyer und SPD-Bausenator Nagel ausgehandelt hatten, scheiterte trotzdem zunächst am Widerstand der AL-Fraktion.

Nachdem die AL zweieinhalb Stunden lang getrennt beraten hatte, ging die Sitzung erst um 19 Uhr weiter. Die „Kompromißformulierungen“ (Kolhoff), die zwischen Nagel und Schreyer ausgehandelt worden waren, hatten die AL zunächst nicht befriedigt. Hintergrund: In der Fraktion gab es immer noch eine interne Kontroverse, ob Daimler-Benz am Potsdamer Platz überhaupt erwünscht ist. Einige Abgeordnete, allen voran Hilde Schramm, wollten hier im Herzen der Stadt den Rüstungskonzern am liebsten gar nicht bauen lassen.

Schreyer hatte dagegen lediglich darauf bestanden, daß der Konzern die Ergebnisse des Wettbewerbs zu akzeptieren habe und daß deshalb die Bruttogeschoßfläche nicht bei der Maximalzahl von 240.000 Quadratmetern festgeschrieben werden könne. Bausenator Nagel hatte daraufhin angeboten, eine Bandbreite zwischen 180.000 und 240.000 Quadratmetern zuzulassen.

Daimler-Benz will, wie mehrfach berichtet, zwischen dem Potsdamer Platz, der Linkstraße, dem Landwehrkanal und der Staatsbibliothek einen Bürokomplex bauen, der die Zentrale des neu zu gründenden Dienstleistungsunternehmens des Konzerns aufnehmen soll.

Hmt/anb