piwik no script img

Keine Giftküche - nur ein Chemielager

■ Die Firma Baumeier, die in der Wiebestraße angesiedelt werden soll, widerspricht Angaben der Bürgerinitiative

Die Moabiter Chemiefirma Baumeier hat Vorwürfen widersprochen, die auf einer Bürgerversammlung erhoben worden sind. Der Senat will die Firma vom Moabiter Werder in die Wiebestraße verlagern, dagegen hatten Anwohner protestiert. Firmenchef Otto Baumeier erklärte, es handele sich bei seiner Firma nicht um eine Chemiefirma, sondern um einen Chemiegroßhandel. Auf dem künftigen Standort, einer ehemaligen BVG-Halle in der Wiebestraße, würden nur Produkte der Gefahrenklasse Null gelagert, z.B. Salzsäure, die nicht dem Giftgesetz unterliegen. Baumeier bestreitet außerdem, daß es, wie auf der Bürgerversammlung behauptet und in der taz berichtet wurde, es jemals einen Unfall, bei dem ein Kind verletzt worden sei, gegeben habe. Allerdings habe es 1980 einen Unfall gegeben, bei dem 500 Liter Salzsäure ausgelaufen seien. Da habe man aber die Behörden verständigt. Lösungsmittel und chlorierte Kohlenwasserstoffe, die derzeit auf dem Moabiter Werder gelagert werden und im übrigen bewacht seien, werde man nicht mitnehmen. Derzeit lagern auf dem Gelände auf dem Moabiter Werder nach Auskunft des Bezirksamts Tiergarten neben Salzsäure unter anderem Salpetersäure, Wasserstoffperoxid, Schwefelsäure, Kalilauge, Ätznatron, Chlorkalk und Phosphorsäure. Das Firmenlager war lange Zeit über das Reichsbahngelände frei zugänglich und ist auch jetzt nur durch einen Zaun abgetrennt. Baumeier will in der Wiebestraße Salzsäure in zwei jeweils 15.000 Liter fassende Tanks lagern, die durch Wannen mit Spezialfliesen gesichert seien. Dazu kommt ein Natronlauge-Tank und zwei Tanks mit Wasserstoffperoxid. Im übrigen habe nicht er den neuen Standort ausgesucht, sondern der Wirtschaftssenator. „Wir würden am liebsten auf dem Werder bleiben“, sagte Baumeier. Man habe allerdings spätestens bis Ende 1990 die Kündigung erhalten. Man brauche eine Halle in der Nähe der Stadtautobahn, da man täglich viele Kunden zu beliefern habe. Dies sei in Berlin schwer zu finden.

esch

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen