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Eppelmann in Wien

■ Zwei „doitsche“ Armeen und eine Nato-Mitgliedschaft

Wien (adn) - Zwei deutsche Armeen und die Nato -Mitgliedschaft des vereinten Deutschland bis zur Herstellung eines „gesamteuropäischen Sicherheitsbündnisses“ hat DDR-Verteidigungsminister Rainer Eppelmann befürwortet. In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview des Wiener „Kurier“ räumte er ein, derzeit sei „alles im Fluß“. Er könne sich jedoch vorstellen, „daß wir die Pläne der Amerikaner mit denen der Sowjetunion verbinden.“ Dann käme eine Nato-Mitgliedschaft Deutschlands heraus, die jedoch nur de jure bestehe. „De facto wird kein Nato-Soldat in das Gebiet zwischen Oder und Elbe kommen.“ Dort wird es nach den Worten des Ministers, der auch eine Berücksichtigung der „verständlichen und legitimen Sicherheitsinteressen der Sowjetunion“ versprach, mit der NVA eine zweite deutsche Armee geben, die eine andere Personalstruktur und Führung als die Bundeswehr haben werde.

Sein wichtigstes Ziel als Verteidigungsminister sei eine Politik, bei der weiter abgerüstet werde.

Eppelmann bezeichnete einen Umtausch DDR-Mark in D-Mark im Verhältnis 1:1 als grundsätzliche Verhandlungsposition mit Bonn. „Man wird dem DDR-Bürger keine dritte Geldentwertung zumuten können“, sagte er. Bei den Gehältern müsse man berücksichtigen, wie sich die Preise und generell die wirtschaftliche Lage entwickelten. An den Spekulationen um den Termin für gesamtdeutsche Wahlen wolle er sich nicht beteiligen. „Entscheidend ist nicht das Tempo, sondern die Art und Weise, wie beide deutsche Staaten zusammenwachsen“, meinte der amtierende Vorsitzende des Demokratischen Aufbruchs. Eile sei jedoch bei Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion geboten. „Wenn die ersten Maßnahmen greifen, wird auch der politische Druck nachlassen.“

Nach seinen Wünsche in bezug auf die künftige deutsche Hauptstadt befragt, erwiderte Eppelmann, er könne sich auf Grund der Geschichte und der Emotionen keine andere Stadt als Berlin vorstellen.

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