Öko-Verbraucher verlangen Wende

■ Deklaration zum EG-Binnenmarkt: Verbraucherorganisationen aus 14 Ländern fordern den Übergang zu ökologischen Produkten

Berlin (taz) - Bis zum Jahr 2000 soll zwanzig Prozent der landwirtschaftlichen Produktion in Europa auf ökologischen Anbau umgestellt werden. Das ist die zentrale Forderung eines Arbeitstreffens ökologischer Verbraucherverbände aus vierzehn Ländern, das am Sonntag in Bonn zu Ende ging. In einer gemeinsamen Deklaration zum EG-Binnenmarkt heißt es, nicht mehr die Quantität, sondern die Qualität der erzeugten Produkte müsse in Zukunft belohnt werden. Dazu sei eine grundsätzliche Wende in der EG-Agrarpolitik notwendig.

Nach den Vorstellungen der Verbraucherorganisationen sollen Düngemittel und Pestizide besteuert und so die Marktchancen der Produkte aus ökologischem Anbau verbessert werden. Weiter verlangen die Verbrauchergruppen, europaweit auf die „radioaktive Lebensmittelbestrahlung“ zu verzichten und das gentechnisch hergestellte Rinderwachstumshormon BST nicht einzuführen. Ein europaweites Umweltzeichen soll künftig die Umweltfreundlichkeit von Produkten „umfassend von der Herstellung über die Distribution bis zur Entsorgung“ bewerten. Außerdem wird in der Deklaration ein „weitreichendes Produkthaftungsrecht“ und „Freedom of Information Act“ verlangt, ohne die Prozesse gegen Hersteller gesundheits- oder umweltschädlicher Produkte nicht geführt werden könnten.

Als Voraussetzung einer verbraucherfreundlichen Entwicklung sei eine „Demokratisierung der Entscheidungsstrukturen der EG dringend notwendig“, schreiben die Autoren der Deklaration und verweisen auf die Tatsache, daß die EG -Kommission „durch keinerlei demokratische Wahlen legitimiert“ sei.

Die TeilnehmerInnen des von der Bonner Verbraucherinitiative und den Grünen im Bundestag organisierten Treffens äußerten jedoch auch erhebliche Zweifel, ob das „grundsätzliche Menschenrecht auf gesunde Nahrungsmittel, saubere Luft und Trinkwasser ohne Giftrückstände“ im Binnenmarkt-Europa eine Chance haben. Die VerbraucherInnen könnten nur dann mit ihrem Alltagsverhalten effektiv zum Umweltschutz und zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen beitragen, heißt es in einer Erklärung zum Schluß des Arbeitstreffens, wenn auf Länder- und EG-Ebene entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen würden. Die bisherigen Erfahrungen, etwa der Grünen im Bonner Parlament zeigten jedoch, daß „Verbraucherpolitik nur verbal betrieben“ werde und die „Widerstände der Wirtschaftslobby“ Erfolge der Verbraucherverbände in der Regel verhinderten. Der Kongreß endete mit der Gründung der „European Ecological Consumers Coordination“, die die Zusammenarbeit der Verbraucherorganisationen in der Zukunft verbessern soll.

gero