Neu im UT 2: „Herr der Fliegen“ von Harry Hook

■ Fliegendreck

„As the fire died down, so did the excitement.“ Das ist einer der Kernsätze aus William Goldings Roman Lord of the flies, wenn die Erinnerung an den Englischunterricht nicht trügt. Gemeint war die große Euphorie einer Horde von kleinen Jungen, die es auf eine einsame Insel verschlagen hatte. Um zu überleben und sich bemerkbar zu machen, bewachten die Kinder rund um die Uhr ein Feuer. Als es erlosch, veränderte sich die Situation dramatisch.

Der Engländer Peter Brook verfilmte den Abenteuer-Stoff 1963 schon einmal, hart an der Vorlage, spärlich ausgestattet und beklemmend in der Aussage: In jeder von uns steckt eine UnterdrückerIn, wenn es um die nackte Haut geht. Der Existenzkampf der ausschließlich aus Jungen bestehenden Gruppe, ihr Wille, sich zu organisieren und die spätere Spaltung in Krieger und Sammler, sind auch heute noch Themen. Intoleranz, Verfolgung, Diktatur und bestialischer Mord vermochte Golding schon 1954, also kurz nach dem 2. Weltkrieg, besonders jungen Menschen mit seiner eindringlichen Sprache nahezubringen.

Der neuerliche Versuch des Regisseurs Harry Hook, Goldings Inhalte auf die Leinwand zu bringen, ist völlig daneben gegangen. Hooks Filmsprache bleibt an der Oberfläche. In seinem Remake von Herr der Fliegen hat er sich ganz an die Bedürfnisse des amerikanischen Filmmarktes angelehnt. So zwingt er die literarische Vorlage erbarmungslos in die Knie. Nach der Ankunft der Bubi-Kadetten auf der Insel hätte Hook auf die psychologische Einführung seiner Charaktere nicht verzichten dürfen. Alle weiteren Aktionen der Kids bleiben somit diffus, die bunten Bilder taugen gerade mal zum Action-Film.

Auch die spannenden Momente des Films bleiben ohne Wirkung. The beast, bei Golding Synonym für „das Böse“, das als unberechenbare Bedrohung die Kollektivangst der gespaltenen Gruppe schürt, ist nicht eimal ansatzweise als Gefahr auf der Leinwand zu spüren.

Hooks Inszenierung ist unbedarft dahingekleckert und lieblos. Realistisch wirken einzig die grausam aufgespießten Leguane oder Schweine und ein von Speerstichen ekelerregend zugerichteter Jungen-Rücken. Wer Simon, Ralph, Jack, Piggy und all die anderen wirklich waren - wir werden das Buch wohl noch einmal lesen müssen. J.F.Sebastia