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Mord in Kolumbien

■ Carlos Pizarro, Chef der Ex-Guerilla M-19, erschossen

Bogota (taz/ap) - „Wir haben eine große Wette abgeschlossen. Entweder wir tippten richtig, oder wir irrten. Das letzte Wort liegt in der Zukunft Kolumbiens.“ Carlos Pizarro Leongomez, Chef der ehemaligen Guerillabewegung M-19, sagte es am 9. März und befahl kurz darauf seinen Kämpfern, die Waffen niederzulegen. Flugs landete er einen Überraschungserfolg bei den Parlamentswahlen im März. Die Chance, sein politisches Gespür weiterhin unter Beweis zu stellen, wurde ihm verwehrt.

Am Donnerstag wurde Pizarro kurz nach der Abreise aus der Hauptstadt Bogota in einem Verkehrsflugzeug von einem jungen Mann tödlich verletzt. Ungeklärt ist, wie der Mörder die Waffe in das Flugzeug schmuggeln konnte. Pizarros Leibwächter erschossen den Killer sofort. Das Flugzeug, das ursprünglich die Karibikstadt Barranquilla anfliegen sollte, kehrte nach Bogota zurück. Pizarro wurde in ein nahes Krankenhaus geflogen. Spätestens dort starb er.

Als die Nachricht vom Mord an Pizarro bekannt wurde, kam es in Bogota und anderen Städten zu zahlreichen Protestkundgebungen und auch zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Antonio Navarro Wolf, langjähriger Kampfgefährte Pizarros, übernahm die Führung der M-19 und rief alle Parteigänger auf, gewaltlos und diszipliniert zu protestieren.

Pizarro war der vierte Präsidentschaftskandidat in Kolumbien, der in den letzten 30 Monaten ermordet wurde. In einem Telefonanruf bei einem Rundfunksender bekannte sich das Medellin-Rauschgiftkartell zu dem Mord. Zugleich kündigte der Anrufer Anschläge auf die übrigen drei Bewerber um das Präsidentenamt an.

Ciro Krauthausen

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