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Bogota landet Schlag gegen Rauschgiftmafia

■ Große Kokainzentrale ausgehoben / Mutmaßlicher Finanzchef des Medellin-Kartells getötet

Bogota (afp) - Den kolumbianischen Sicherheitskräften sind am Wochenende mehrere Schläge gegen die Rauschgiftmafia gelungen. Im Süden des Landes hob die Armee eine der größten Sammel- und Verteilungsstellen von Kokain in Kolumbien und möglicherweise der Welt aus. In Medellin wurde der mutmaßliche Finanzchef der Drogenhändler und Stellvertreter des wichtigsten kolumbianischen Kokainbosses Pablo Escobar zusammen mit sechs weiteren Personen getötet. Der verschiedentlich gemeldete Tod von Escobar wurde indes nicht bestätigt.

Der Wert der Kokainzentrale wird auf fast 900 Millionen Dollar geschätzt. Wie der Kommandant der siebten Brigade, General Humberto Correa, am Samstag bekanntgab, wurden bei der am Donnerstag begonnenen Operation in den südkolumbianischen Wäldern zwei Drogenhändler getötet und 17 weitere festgenommen. Außerdem stellten die Sicherheitskräfte 12 bis 17 Tonnen Rauschgift sicher, die bereits verpackt waren und für den Export bereitstanden.

Die Truppen besetzten - von Flugzeugen und Helikoptern unterstützt - vier große Anlagen auf einem 8.000 Quadratkilometer großen Gelände zwischen den Provinzen Meta, Caqueta und Guaviare, auf dem auch 30 geheime, bis zu zweieinhalb Kilometer lange Landepisten mit Kontrollturm entdeckt wurden. Offenbar landeten hier rund um die Uhr Flugzeuge mit Kokain aus Südkolumbien, Bolivien und Peru. Das Rauschgift wurde in größere Maschinen umgepackt, die dann in Richtung USA starteten. Sieben schwer zugängliche Landebahnen wurden bereits aus der Luft bombardiert und zerstört.

Im Zuge der Militäraktion wurden vier Flugzeuge, Sprengstoff, Waffen aus dem Bestand der peruanischen Armee, mehrere Fahrzeuge, darunter Traktoren, und Maschinen beschlagnahmt, ferner moderne Kommunikations-, Funk-, Fernseh- und Videogeräte. Nach Angaben des Militärs arbeiteten die Kokainhändler mit den linksgerichteten Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) zusammen.

Unter den sieben Personen, die am Freitag in Medellin von einem Elitekommando der kolumbianischen Polizei getötet wurden, soll sich auch der mutmaßliche Finanzchef des Rauschgiftkartells von Medellin befinden. Einem Kommunique der Polizei zufolge handelt es sich um den 40jährigen Unternehmer Oscar Mariano Ospina, gegen den drei Haftbefehle wegen Mordes und unerlaubten Waffenbesitzes vorlagen. Die Geheimdienste beschuldigten den Firmenchef ferner, in der letzten Zeit die Attentate in Medellin geleitet und finanziert zu haben. Außerdem habe er für den Chef der Kokainmafia, Pablo Escobar, und seinen Stellvertreter, Gonzalo Rodriguez (alias El Mexicano), die Geldgeschäfte abgewickelt.

Die US-Botschaft in Bogota bestritt unterdessen Berichte der New Yorker Zeitung 'News Day‘, wonach die amerikanische Armee an einer Operation beteiligt war, in deren Verlauf „El Mexicano“ im Dezember ums Leben kam. Die Operation sei von kolumbianischen Sicherheitskräften geplant und umgesetzt worden, hieß es aus der Botschaft. 'News Day‘ zufolge nahm an der Aktion im Norden Kolumbiens außer amerikanischen Soldaten auch ein Hubschrauber von einem US -Militärstützpunkt in Panama teil. Das Kommando habe den Auftrag gehabt, Escobars Stellvertreter „El Mexicano“ Rodriguez lebend in die USA zu bringen, wo er vor Gericht gestellt werden sollte. Entgegen dem Auftrag sei Rodriguez getötet worden, weil man nicht mit einem derart heftigen Widerstand der „Nummer zwei“ des Medellin-Kartells gerechnet habe.

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