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Ermittlungen gegen Wachbeamte

■ Wachbeamte, die einen Ungarn in Abschiebehaft zusammenschlugen, zunächst versetzt / Opfer wurde zwischen Krankenhäusern hin- und hergeschoben

Gegen die beiden Wachbeamten aus der Abschiebehaft Kruppstraße, die am frühen Morgen des 4. Mai nach Berichten von Augenzeugen den 37jährigen Ungarn Jeno Vigh zusammengeschlagen haben, ermittelt die Kriminalpolizei. Die beiden wurden zudem bis zur Klärung des Falles versetzt, teilte gestern der Sprecher der Innenverwaltung, Thronicker, mit. Die Beschuldigten haben gegen den Ungarn Anzeige wegen Widerstands erstattet.

Vigh war nach Berichten von Zellengenossen Freitag morgen von zwei Wachbeamten mit Schlägen und Fußtritten schwer mißhandelt worden (die taz berichtete). Danach begann für den Mann offenbar eine Odyssee von Krankenhaus zu Krankenhaus - bis gestern morgen war Vigh dreimal zwischen Rudolf-Virchow-Krankenhaus (RVK) und Haftkrankenhaus Moabit hin- und herverlegt worden. Im RVK wurde er schließlich unter anderem wegen eines Bruchs des Augenbogens behandelt.

Nach Angaben der Innenverwaltung sitz Vigh seit dem 4. April auf richterliche Anordnung in der Kruppstraße. Warum überhaupt Abschiebehaft für den Mann angeordnet worden war, konnte Thronicker nicht beantworten. Weil Vigh Tobsuchtsanfälle gehabt habe, sei er am 23. April zur stationären Behandlung in die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses Moabit eingeliefert worden. Am Morgen nach seiner Rückkehr in die Kruppstraße wurde er von den beiden Wachbeamten zusammengeschlagen.

Nach Berichten von Zellengenossen hatte Vigh sich in dieser Nacht normal und friedlich verhalten. Die Beamten machten ihrerseits in einer Vernehmung geltend, von Vigh angegriffen worden zu sein.

anb

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