Bremerhaven will eigenen „Topf“

■ Fonds für Selbsthilfe-Gruppen und Mitsprache gefordert / Selbsthilfebericht steht immer noch aus

„Wir sind hier in Bremerhaven. Da läuft alles ein bißchen anders“, stellte prophetisch ein Mitglied einer Selbsthilfe -Gruppe fest. Zu einer „Aktuellen Fragestunde“ hatte der Arbeitskreis „Bremerhavener Topf“ mit einer Demonstration mobilisiert und per Handzettel in den eher tristen Gemeindesaal der Pauluskirche geladen. Künftig soll es auch in Bremerhaven geben, was in Bremen mit einem jährlichen Volumen von 1,3 Millionen Mark bereits bestens funktioniert: den „Topf“. Bremerhavener Selbsthilfe-Initiativen in den Bereichen Soziales, Gesundheit, Jugend erinnern selbstbewußt daran, daß sie „Tag für Tag gesellschaftlich notwendige Dienstleistungen“ erbringen und wollen raus aus der Rolle der Bittstellerinnen, die nach undurchsichtigen Vergabe

Kriterien hier und da mal ein paar Mark aus Wettmitteln bewilligt bekommen. Aus einem verläßlichen Fonds in der Größenordnung um 400.000 Mark pro Jahr sollen, so die Forderung, künftig die Selbsthilfe-Gruppen gefördert werden; ähnlich wie in Bremen sieht das Bremerhavener Konzept vor, statt Einzelkampf und Konkurrenz wie bisher die betroffenen Gruppen an der Vergabe-Entscheidung zu beteiligen.

Den Zusammenschluß „Bremerhavener Topf“ gibt es inzwischen, nur das Geld fehlt noch. Zu den Bremerhavener Merkwürdigkeiten gehört, daß zwar zwei Stadtverordnete der beiden oppositionellen Fraktionen CDU und Grünen erschienen, die dringlich erwarteten SPD'ler aber nicht. Es seien noch nicht „alle Fagen“ geklärt: Damit hatten paradoxer

weise die Stadträte für Gesundheit und Soziales, Renken und Lemke, schriftlich begründet, warum sie der Informationsveranstaltung lieber fernbleiben wollten. Dem CDU-Stadtrat Wolfgang Schröter wurde es von manchen TeilnehmerInnen und auch von der Diskussionsleitung richtig schwer gemacht, mit Vorschlägen und Unterstützung zu landen. Schröter wird in der Stadtverordnetenversammlung beantragen, daß der längst zugesagte und überfällige Selbsthilfe-Bericht vorgelegt wird: Welche Initiative bekommt in welchen Ressorts wieviel Geld wofür?

Grüne und CDU begrüßen die „Topf„-Idee und wollen sich parlamentarisch dafür einsetzen. Diskussionsbedarf gibt es noch zum Thema Mitspracherecht: „Nur Mit-Sprache wäre mir zu

wenig“, fand der Grüne Michael Frost, während Wolfgang Schröter (CDU) davor warnte, an einem solchen Punkt das Topf -Projekt zu blockieren.

„In Bremen legen die Vertreterinnen und Vertreter der Initiativen dem Vergabeausschuß einen diskutierten Vergabe -Vorschlag vor, dem in aller Regel gefolgt wird“, berichtete Albrecht Lampe, Landes-Geschäftsführer des 'Paritätischen‘, der als Berichterstatter über die Bremer Erfahrungen eingeladen war. Und machte Mut: „Selbsthilfe-Förderung heißt nicht einfach bezahlen, was es bereits gibt. Sie soll doch neue Projekte, Ideen anregen für Probleme im sozialen/gesundheitlichen Bereich. Es muß in Bremerhaven vieles passieren, was man jetzt noch nicht für möglich hält!“ S.P