Die „Aktion Michelsberg“ soll das Dorf retten

■ Interview mit Dr.Thomas Naegler, Hermannstadt, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien

taz: Herr Dr. Naegler, wie sind Sie mit der Aktion Michelsberg vorangekommen?

Thomas Naegler: Wir sind nicht sehr viel weitergekommen, wir haben erst einen einzigen Hof für 13.500 DM gekauft. Die Häuser sind jetzt ziemlich teuer, weil auch andere eingestiegen sind, zum Beispiel haben sich viele Binnendeutsche gemeldet. Einige Michelsberger haben auch an Rumänen verkauft, aber viele sind darauf gekommen, daß es besser ist zunächst einen Verwalter für ihre Häuser einzusetzen. Viele der Auswanderer fühlen sich in Deutschland noch nicht sicher, wollen sich so den Rückweg offen halten.

Können Sie Zahlen nennen?

Es gibt circa 25 Verwalter, die von Auswanderern eingesetzt wurden. Acht oder zehn Höfe wurden von Binnendeutschen gekauft.

Welche Auswirkungen hatten die Pogrome gegen die ungarische Minderheit auf die Auswanderungswelle der Rumäniendeutschen?

Deutscherseits gab es keine Auswirkungen, überhaupt keine. In Tirgu Mures wohnen praktisch keine Deutschen, deshalb waren die Auseinandersetzungen nur zwischen Rumänen und Ungarn. In der Umgebung von Tirgu Mures hatten die Sachsen ein wenig Angst und haben hier auch angerufen. Aber in Schäßburg zum Beispiel, der zweitgrößten Stadt im selben Kreis, war Ruhe.

Es gibt also keine größere Fluchtbewegung durch die Pogrome?

Nein. Unser Ansehen ist bei dieser Gelegenheit bei den Rumänen gestiegen und bei den Ungarn gefallen, weil wir uns als Minderheit nicht bei den Ungarn beteiligt haben.

Werden inzwischen freiwerdende Wohnungen in Michelsberg von dem provisorischen Bürgermeister an Rumäniendeutsche vermittelt?

Ja, obwohl es dazu kein Gesetz gibt, wurde der Befehl von oben gegeben, sich in Michelsberg nicht mehr einzumischen. Das Demokratische Forum aus Michelsberg verteilt jetzt die Wohnungen an Rumäniendeutsche. Das läuft ziemlich gut. Jetzt ziehen Deutsche aus dem Nachbarort Heltau, Hermannstädter und Rentner aus verschiedenen Einzelgemeinden nach Michelsberg.

Interview: Peter Dammann