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Giftmülldeponie als Krebserzeuger?

■ Bremer Studie weist erhöhte Krebsrate im Umkreis der Dioxinhalde Münchehagen nach

Berlin (dpa/taz) - Im Umkreis der niedersächsischen Giftmülldeponie Münchehagen (Landkreis Nienburg) hat das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) „signifikant erhöhte Werte“ von Leukämie- und Lymphdrüsenkrebs festgestellt. Insgesamt registrierten die Bremer in umliegenden Gemeinden 529 Krebsfälle, davon allein 215 neue Leukämiefälle in den Jahren 1984-1989.

Damit liegt die Krebsquote bei Neufällen im Durchschnitt um 60 Prozent höher als in anderen Regionen. Die Untersuchung weist ferner nach, daß die „Erkrankungshäufigkeit mit der Entfernung von der Sondermülldeponie“ deutlich abnimmt. In der gerade zwölf Kilometer von Münchehagen entfernten Gemeinde Petershagen liegt die Quote beispielsweise bei 115 Prozent über vergleichbaren Werten.

Die Studie, im Auftrag des nordrhein-westfälischen Arbeitsministers erstellt und am Donnerstag von der niedersächsischen SPD in Hannover öffentlich gemacht, berücksichtigt ausschließlich alle im NRW-Landkreis Minden -Lübbecke erreichbaren Daten aus Krankenhäusern, Gesundheitsämtern und von niedergelassenen Ärzten. Auf einen kausalen Zusammenhang zwischen der 1983 geschlossenen Deponie und der erhöhten Krebsrate wollen sich die Bremer Autoren jedoch noch nicht festlegen.

Eberhard Greiser vom BIPS: „Zum einen fehlen uns vergleichbare Daten aus niedersächsischen Gemeinden, zum anderen müßte jetzt noch untersucht werden, ob die bekannten Risikofaktoren für Blut- und Lymphdrüsenkrebs bei den Betroffenen zur Erkrankung geführt haben.“ Erst eine solche Untersuchung könne Aufschluß darüber geben, ob die Deponie, auf der unter anderem das Seveso-Gift Dioxin nachgewiesen wurde, die Krebsursache ist.

Im niedersächsischen Sozialministerium wies man die Bremer Untersuchungsergebnisse als Panikmache vor der Wahl zurück und verweist auf eine Untersuchung der niedersächsischen Ärztekammer, nach der in den Gemeinden rund um die Deponie keine erhöhte Krebsrate festgestellt werden konnte. Diese Untersuchung basiert allerdings ausschließlich aus dem Datenmaterial niedergelassener Ärzte. Eine weitere Studie wird es jedoch auch im Auftrag der SPD nicht geben. BIPS -Professor Greiser: „Uns liegt kein weiterer Auftrag vor.“ ma

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