Maxwell kauft Berliner Verlag von der PDS

Robert Maxwell, Chef der britischen Mirror-Zeitungsgruppe, steht in Verhandlung mit PDS-Verlag / Beschäftigungsgarantie für Mitarbeiter und redaktionelle Unabhängigkeit versprochen / Gregor Gysi zufrieden  ■  Aus Berlin Ute Thon

Die britische Mirror-Zeitunggruppe wird sich an dem Berliner Verlag beteiligen. Das verkündete gestern Robert Maxwell, Vorstandsvorsitzender und Inhaber des Pergamon Media Trusts. Der Chef eines der größten europäischen Medienkonzerne hatte sich in Verhandlungen mit dem Berliner Verlagshaus gegen die Angebote westdeutscher Großverlage durchgesezt. Die Mirror -Zeitungsgruppe würde mit den nötigen Investitionen, technische Hilfe und der Einbringung von Verlags-Marketing und Werbe-Know-how zur weiteren Profilierung der verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften beitragen, die wirtschaftliche Existenz und die politische Uabhängigkeit des Unternehmens sowie die soziale sicherheit der Mitarbeiter gewährleisten, versicherte Maxwell auf einer Pressekonferenz im Metropol-Hotel.

Der Berliner Verlag, bislang in alleinigem Besitz der SED -Nachfolgepartei PDS, bringt acht verschiedenen Titel heraus, darunter die Berliner Zeitung, die Fernsehillustrierte FF-Dabei und das Frauenmagazin Für Dich. Der Parteivorsitzende Gregor Gysi begründete den Vertragsabschluß mit dem drängenden wirtschaftlichen Problemen. Bei der Wahl eines Vertragspartners sei in erster Linie die soziale Absicherung der Mitarbeiter und die Garantie der redaktionellen Unabhängigkeit wichtig gewesen. Maxwell verspricht den Mitarbeitern eine dreijährige Beschäftigungsgarantie. Bei dem Erhalt der einzelnen Redaktionen müssen allerdings langfristig auch wirtschaftliche Belange eine Rolle spielen.

Klaus Polkehn, stellvertretender Chefredakteur der Wochenpost und Belegschaftsvertreter im Berliner Verlag, bestätigte gegenüber der taz, daß man mit den bisherigen Verhandlungsergebnissen bisher zufrieden sei. Man hätte unter den gegebenen Unständen das Beste für den Verlag herausgeschunden.

Ob es ihm keine Probleme bereite, mit dem größten britischen Zeitungskapitalisten über die Zukunft eines ehemals sozialistischen Verlagshauses zu verhandeln, wurde Gysi von Pressevertretern gefragt. Auch seine Partei müsse sich auf die Bedingungen der Marktwirtschaft einlassen. Unter diesen Umständen hatte man mit der Mirrorgruppe einen vertrauensvollen Partner gefunden, der in erster Linie die Interessen der Mitarbeiter des PDS-eigenen Verlags wahren wolle. Im übrigen werde man natürlich erst einmal die Mehrheit der Gesellschafteranteile behalten. Darüber hinaus laufen derzeit Verhandlungen mit einem renommierten Verlagshaus aus der Bundesrepublik als dritten Geschäftspartner, dessen Namen man allerdings nicht nennen wollen. Auch über die Höhe der Investitionen und die genauen Verlagsanteile, über die mit man der Mirror-Gruppe verhandle, hielten sich Maxwell und Gysi bedeckt.

Maxwell hegt schon seit langen ein verstärktes Interesse am deutschsprachigen Zeitungsmarkt. Schon vor zwei Jahren hatte der britische Medienkonzern beim Berliner Senat die Möglichkeiten zur Herausgabe einer großen deutschsprachigen Zeitung mit Sitz in Berlin sondiert.