: Entwicklungshilfe für Rumänien
■ Bildungswerk für Umwelt und Kultur berichtet von Rumänien-Fahrt
Anti-Regierungs-Demonstration in Hermannstadt Foto: Wolfgang Weiss
Eine Woche lang waren sechs BremerInnen mit dem Bildungswerk für Umwelt und Kultur in Rumänien unterwegs. Die Reise im Rahmen einer Delegation des Auswärtigen Amtes hatte sie vor allem nach Herrmannstadt in Siebenbürgen geführt. Drei Tage vor den ersten freien Wahlen in Bukarest berichteten Peter Rüdel und die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Helga Trüpel gestern von ihren Eindrücken. Von heiterer Atmosphäre und debattierenden Menschen auf der Straße, von einer unübersehbaren Flut von 82 Parteien im gegenwärtigen Wahlkampf, aber auch von Armut, Elend und Bettelei um Geld und Medikamente. Dennoch sei die Stimmung, die sie angetroffen haben, mit der bei ihrem vorangegangenen Besuch im Jahre '89 überhaupt nicht zu vergleichen. Das gelte von der unbürokratischen und schnellen Abfertigung an der ungarisch-rumänischen Grenze über die gute Versorgungslage bei Grundnahrungsmitteln bis hin zur geringen Polizeipräsenz bei Anti-Regierungs-Demonstrationen, wie sie sie am 1. Mai in Herrmannstadt erlebten.
Den Schwerpunkt des Besuchs bildeten die Gespräche über die Situation der Minderheiten im Lande und erste Kontakte mit dem ökologischen Forum. Dank der Vermittlung des Bildungswerks zeitigte die Reise auch schon erste Ergebnisse. Die Hochschule in Bremerhaven und die Universität Bremen wollenbeim Aufbau einer ökologischen Fakultät an der Uni von Herrmannstadt helfen. Zurückgekehrt ist die Gruppe auch mit einer langen Liste von Medikamenten und Anschaffungen, die in Herrmannstadt dringend benötigt werden. Bezahlt wird dies mit den 1.6OO Mark, die aus der Bilderversteigerung im Februar nach dem Sturz Ceaucescus in Bremen erlöst worden sind.
Für ein weiteres Rumänien-Solidaritätsprojekt haben sich jetzt die grüne Bürgerschaftsfraktion, das Frauengesundheitszentrum und die Deutsch-Rumänische -Gesellschaft zusammengetan. Sie werden in den kommenden Wochen einen Hilfsgütertransport in Bremen koordinieren, der Babynahrung, Bettwäsche und Spielzeug, Verhütungsmittel und Ultraschallgeräte sammelt, Dinge, die die katastrophale medizinische und hygienische Lage für Frauen und Kinder lindern sollen. Nach der Revolution wurden zwar die Verordnungen, die die Frauen zu Gebärmaschinen instrumentalisierten, aufgehoben - das Abtreibungsverbot gilt nicht mehr; ebensowenig die Anweisung, daß Frauen fünf Kinder zur Welt zu bringen haben; an den Grenzen wird man nicht mehr nach Verhütungsmitteln durchsucht, doch es ist keinerlei medizinische Ausrüstung vorhanden. Anca Andrei, Lehrerin und Mitglied der Deutsch-Rumänischen-Gesellschaft, die die Kontakte zu den Waisen- und Krankenhäusern im Banat herstellte, die im Abstand von drei Monaten von Bremen aus mit Hilfsgütern versorgt werden sollen, berichtete von ersten Zusagen zur Unterstützung des „Frau und Kind„ -Projektes. Pro Familia steuere ein Absauggerät bei, die Gesundheitsdeputation berate noch über die Spende von Ultraschallgeräten und auch für eine Waschmaschine habe sich schließlich ein Mäzen gefunden - die Firma Bremer Tresor. Die Hersteller Miele, AEG und Bauknecht hatten auf schriftliche Bitten, einem Waisenhaus mit 130 Kindern, die keine einzige Waschmaschine besitzen, eine zu spendieren, gar nicht erst reagiert.
anh
Deutsch-Rumänische-Gesellschaft, Spendenkonto: Sparkasse Bremen, Konto Nr.: 11 95 97 56, Abgabe- und Sammelstelle für Spenden: Emil von Behringstraße (Bunker) Termine: 11-13 Uhr und 14-18 Uhr, Tel: 498 51 54.
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