Nobel, nobel, nobel...

■ Im Interconti geht's zu wie in einer Eckkneipe, Drohungen und Gewalt gegen Journalisten / Behinderte unerwünscht

Charlottenburg. Was der taz-Reporter im Westberliner Hotel Intercontinental erlebte, war ein kleiner Einblick in die Scheinwelt der kalten Nobelabsteigen. Lautstark, arrogant und zynisch behandelte der Generalmanager Herr Weiß die Behinderten wie Dummköpfe. „Sie folgen mir jetzt alle in ihren reservierten Raum“, befahl er mit ausgestrecktem Arm. Den hatte die Gruppe schon vorher angemietet.

Protestierende Krüppel waren im Interconti nicht erwünscht. Eine Kette ausgewachsener Männer von der BVG, dem VÖV und des Hotels bildeten in der Eingangshalle eine lebende Mauer gegen die „bedrohliche Rollstuhlgruppe“. Mit drohendem Blick zu denen diktiert Herr Weiß dem herbeigerufenen Polizisten die Anzeige wegen Hausfriedensbruch ins Notizbuch. Ein Kollege von der DDR-Zeitung 'Neue Zeit‘, der sich ganz auf die westliche Pressefreiheit verläßt, hält dem Manager sein Aufnahmegerät unter die Nase. Prompt beschimpft der ihn lautstark und gibt seinem Türsteher Herrn Ledzbar (geschätztes Lebendgewicht 2 Tonnen) den Auftrag, den Journalisten rauszuschmeißen. Mit Gewalt packt der ihn am Kragen und setzt ihn vor die Tür. Dem taz-Reporter, der das verhindern will, macht er deutlich klar: „Verschwinden Sie hier, sonst lange ich ihnen eine.“ Über das Wort Pressefreiheit kann er in seinem Haus nur lachen. Als der tazler den Namen des Türstehers notieren will, schlägt der ihm mit der Faust den Stift aus der Hand. An der Tür macht sich das Übergewicht noch lächerlich. „Wenn wir uns mal privat sehen, verkloppe ich dich.“ Der Kollege von der 'Neuen Zeit‘, immerhin mit DDR-Erfahrung, stand vor dem „erstklassigen Haus“ und schüttelte den Kopf. „So was habe ich noch nicht erlebt.“

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