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"Blick ins Leere"

■ betr.:"Klarträume", von Mathias Bröckers, taz vom 15.5.90

betr.: „Klarträume“ von Mathias Bröckers, taz vom 15.5.90

(...) Ihre Operationalisierungsweise, bei allem Respekt, Herr Bröckers, scheint mir doch ein wenig dichotom. Zwar gelingt Ihnen, woran ich seit nunmehr 2,7 Dezennien scheitere: die Plausibilisierung des Schlafens bei zweifelsfrei zu registrierendem Wachzustand. Doch liegt Ihr wesentlicher Fehler in der geradezu monomanen Reduzierung auf die Phasen des REM.

Interessanter aber ist, ohne Zweifel, das Phänomen des „Schlafes der offenen Augen“ (J.Cartwright) während der NREM (Non-rapid-eye-movement)-Phase. Wir kennen es aus dem Preview einer bekannten deutschen, ungenannt bleibend sollenden Television-Kriminal-Charge.

Sehr putzig zu beobachten ist dieses, in den Volksmund als „Blick ins Leere“ eingegangene Verhaltensmuster bei koitierenden Bisamratten, welche, mit einem Mega-Bite-Chip und einer Feritantenne ausgerüstet, eindeutige Frequenzerhöhungen in allen Bereichen aufweisen. Öffnen Sie einmal Ihre Augen, blicken Sie starr geradeaus, stellen Sie das Respirieren ebenso ein wie das Transpirieren, und Sie werden wissen, was ich meine!

Dennoch sollten wir nicht der einseitigen Fixierung verfallen, Herr Bröckers (auch nicht kaugummikauend), und sollten wir statt dessen wenigstens die nächstgelegenen Ansätze und Autoren implizieren. So: das deterministische Chaos und das postmortale Minimal, den späteren Kognitivismus und den frühen Freud (oder umgekehrt), Matthäus 1.3579, Helmut und Paul Newton, Bronstein und Lessing (Briefe!), Tourismus und Marketing, Ökotrophologie und Neo Dada hic et nunc.

Lassen Sie uns also, lieber Herr Bröckers, nach dem jüngsten Slogan der Linken i.a. und ihrer Medien insbesondere verfahren: „Allerlei statt Einerlei.“ Lassen Sie uns diese Thema vertiefen und vertiefen und vertiefen (Wissenschaftsredaktion nachfragen!). Und lassen Sie mich nun, da ich weder früher noch später der grünen Partei der Ehrenamtlichen angehöre und mich darob an das kürzere Zeilenmaß halten muß, zum Schluß kommen.

Sollte Ihnen jedoch in diesem Veto für mehr Interdisziplinarität bis dato der Frauenaspekt fehlen, lieber Herr Bröckers, so wenden Sie sich doch vertrauensvoll an die Frauenredaktion. Die wird's schon hinkriegen.

Bibi Schrenk, Münsterland

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