Dresdner Bank goes East

■ Erfreuliche Geschäftsentwicklung und flächendeckende Investitionspläne für die DDR / Anti-Apartheidgruppen protestierten gegen die Südafrikageschäfte der Banken

Berlin (dpa/taz) - In etwa 50 Städten und Gemeinden der Bundesrepublik und der DDR hat die Anti-Apartheidbewegung gestern gegen die Südafrikageschäfte der bundesdeutschen Großbanken protestiert. Mit Mahnwachen, „Bankenspaziergängen“ und Informationsständen vor Filialen der Dresdner Bank, der Deutschen Bank und der Commerzbank wurde der Bankenaktionstag begangen, der jedes Jahr zur Jahreshauptversammlung der Dresdner Bank stattfindet. In Berlin versammelten sich rund 150 Leute vor dem ICC, wo die Hauptaktionärsversammlung der Dresdner Bank über die Bühne ging. „Kein Konto für Apartheid“ forderten die DemonstrantInnen und trugen - in Anspielung auf das „grüne Band der Sympathie“, dem Werbespruch der Dresdner Bank, einen Galgen mit einem grünen Strick. Drinnen konnten sich die AktionärInnen der Dresdner derweil Erfreuliches anhören: Von einer regen Kreditnachfrage und einem expandierenden Dienstleistungsgeschäft berichtete der Vorstandssprecher Wolfgang Röller. Das durchschnittliche Geschäftsvolumen habe sich im vergangenen Jahr um 9,5 % erhöht. Den AktionärInnen konnte er eine Dividendenausschüttung von 12 DM pro Aktie anbieten - zwei DM mehr als im vorangegangenen Jahr. Das Geschäftsvolumen des weltweit operierenden Konzerns betrug 289 Milliarden DM.

Wie Röller berichtete, ist die Dresdner schon ganz auf die „Osterweiterung“ der Europäischen Gemeinschaft eingestellt. Von Juni an werde sie in Budapest präsent sein. In der DDR soll ein flächendeckendes Filialnetz aufgebaut werden. Die Verhandlungen mit der Deutschen Kreditbank über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem Namen „Dresdner Bank Kreditbank“ mit Sitz in Dresden sei noch nicht abgeschlossen. Komme es dazu, werde der Aufbau eigener Filialen durch die Übernahme von Filialen der Deutschen Kreditbank ergänzt. Schon in den nächsten Wochen werde die Dresdner Bank über 50 Filialen in der DDR verfügen. In einer zweiten Aufbaustufe würden weitere 50 folgen.

Von den Politikern forderte Röller eine „redliche und realistische“ Botschaft in der Frage der deutschen Einheit. „Das Gezänk über die Verteilung der Lasten auf die Bundesbürger“ sei beschämend. Der Aufbruch in der DDR werde zum Schrittmacher der Reformen in anderen osteuropäischen Ländern. VertreterInnen der Anti-Apartheidbewegung kritisierten die anhaltende Kreditvergabe der BRD-Großbanken an Südafrika. Die BRD ist der wichtigste Handelspartner des Apartheidstaates, bundesdeutsche Banken gehören zu den wichtigsten Geldgebern. Erst im März 1990 hat die Commerzbank einen Kredit von 100 Millionen DM für den südafrikanischen Energie- und Atomkonzern Eskom organisiert, an dem vermutlich auch die Dresdner Bank und andere bundesdeutsche Geldinstitute beteiligt waren.

si