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Kröning „unentschuldigt“

■ Justiz- und Innensenator im Grundsatz-Clinch

Einer fehlte, als gestern im Ortsamt Mitte der geballte Drogenkriminalitäts-Bekämpfungs-Sachverstand Bremens gefragt und gefordert war. Der Polizeipräsident war da, der Stellvertreter des Innensenators war erschienen, die Sozialbehörde hochrangig vertreten, die Parteien hatten personell aufgeboten, was Teilerfolge im Drogen-Kampf. Nur Justizsenator Volker Kröning wurde naserümpfend vermißt - wo nicht persönlich, so doch zumindest ressortmäßig. Selbst SPD -Parteigenosse Horst Isloa konnte sich ein paar Töne persönlicher Mißbilligung nicht verkneifen. Schwänzte der Senator? Verkannte er am Ende gar die Ernsthaftigkeit des Problems?

In der Tat: Kröning hatte samt Stellvertretern Wichtigeres und - vor allem - langfristiger Geplantes zu erledigen: Eine Justizministerkonferenz der Länder kann selbst ein Bremer Senator nicht schwänzen, wenn er zwei Tage zuvor eine Einladung eines Ortsamtsleiters kriegt.

Sonderlich gut zu sprechen sind die Senatoren Sakuth und Kröning jedoch ohnehin nicht aufeinander. Sakuth -auf händeringender Suche nach probaten Mitteln gegen Drogendealern - hatte Kröning erst kürzlich einen Antrag gemacht, die Grundrechtshüter als nachgerade „unsittlich“ empfinden müssen. Auch ohne richterliche Durchsuchungsbefehl wollte Sakuth seine Beamten künftig in fremden Wohnungen nach Drogen suchen lassen. Und zwar dalli!

Kröning bat sich angsichts des Kollegen-Ansinnens nicht nur verfassungsjuristische gründliche Bedenkzeit incl. öffentlicher Debatte aus sondern auch folgendes: Bevor Sakuth auf Glück in fremden Wohnungen stöbern läßt, möge er doch wenisgtens bereits zweifelsfrei erwischte ausländische Drogenhändler aus dem Verkehr ziehen. In Bremer Untersuchungshaft sitzen mindestens 20. Wenn es nach Kröning ginge, würden sie erst mal ausgewiesen, ehe dem Rest der Menschheit Grundrechtseinschränkungen zugemutet werden.

K.S.

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