Arbeitgebereigene Berufsschule

■ Bremer Handelskammer und Arbeitgeberverbände gründen „Akademie der Wirtschaft“

Selbständig machen sich jetzt Bremer Arbeitgeberverbände und die Handelskammer mit einem speziellen Ausbildungsangebot: vom 1. September diesen Jahres an bilden sie AbiturientInnen aus Bremen und umzu zum „Betriebswirt“ aus. Drei Jahre dauert diese Ausbildung, die Handelskammer-Präses Dieter H. Berghöfer als besonders praxisnah pries. „Akademie der Wirtschaft“ nennt sich die eigens ins Leben gerufene Bildungseinrichtung, die dem „Bildungszentrum der Wirtschaft im Unterwesergebiet“ als Träger angegliedert ist. Unterrichten sollen an der Akademie Dozenten und Lehrbeauftrage „ausschließlich in nebenberuflicher Funktion“, sodaß neben der von Unternehmerseite nachgefragten Praxisnähe den AbiturientInnen sicher auch Unternehmensloyalität nahegebracht wird.

Drei Jahre dauert die Ausbildung in zwei Stufen: Nach vier

Halbjahren haben die Azubis die Grundstufe (sie „vermittelt eine breite Grundbildung“, so der Prospekt) hinter sich und können vor der Handelskammer Bremen die Kaufmannsgehilfenprüfung ablegen und den Kaufmannsgehilfenbrief erwerben. Die anschließende „aufbauende Spezialisierungsstufe“ führt die KaufmannsgehilfInnen in zwei weiteren Halbjahren zur Prüfung als „Betriebswirt“.

Die Akademie will „als Alternative zur herkömmlichen Hochschul-und Lehrlingsausbildung“ Nachwuchskräfte für mittlere und gehobene Positionen „praxisgerecht und bedarfsbezogen“ qualifizieren. Voraussetzung für die Teilnahme an einer solchen Ausbildung ist neben der Hochschulreife (Fachhochschulreife genügt nicht) ein „Ausbildungs-Volontär-Vertrag“ mit einem Betrieb, der die Ausbildung dann zu bezahlen hat. 20 mittelständische Unternehmen haben ihr Interesse

an diesem Modell bereits bekundet, die ersten 10 haben bereits derartige Volontärs-Verträge mit Auszubildenden abgeschlossen. Der erste Kurs wird mit 20 TeilnehmerInnen am 1.9. beginnen und blockweise im Betrieb und in der Akademie stattfinden (Verhältnis Praxis - Theorie etwa 3:2). 400 Mark kostet es die Firmen anfangs monatlich, sich an der Akademie Betriebswirte ausbilden zu lassen. „Bei einem enstprechenden Ausbau der Einrichtung werden sich die Kosten möglicherweise erhöhen“, mutmaßt Handelskammer-Präses Berghöfer.

Fächerangebot und Stundenzahl „entsprechen dem der Fachhochschule“, betont er. Es enthalte Wirtschaftsenglisch genauso wie Spanisch und sei „flexibel und ausbaubar“. Berghöfer sieht in der Akademie keine Konkurrenz zu bestehenden Ausbildungseinrichtungen, sondern einen „dritten Weg zwischen Lehre und Studium“, der für Bremen ein

Stück „Bildungsvielfalt“ und eine Verbesserung der Standortqualität bedeute.

Die Vorteile der Ausbildung sehen die Arbeitgeber in der kürzeren Ausbildungszeit gegenüber dem betriebswirtschaftlichen Studium und in dem ausbleibenden „Praxisschock“: „Die Absolventen wachsen bereits während der Ausbildung in qualifizierte Funktionen hinein, benötigen eine geringe Einarbeitungszeit und sind auf Grund ihrer praktischen Ausbildung nicht einseitig auf analysierende Tätigkeiten festgelegt“ heißt es in dem Prospekt. Gerd Meyer -Rockstedt, Pressesprecher des Bildungssenators meint dagegen: „Ich würde Abiturienten abraten. Schließlich sind sie dann keine staatlich sondern nur in den entsprechenden Firmen anerkannte Betriebswirte.“ Aber diese Entscheidung müßten die jungen Leute für ihren beruflichen Lebensweg selbst treffen.

ra