Polizei soll sofort Dachbesetzer räumen

■ Wassertorplatz: EigentümerInnen beschloßen „sofortige Räumung“ durch die Staatsmacht / Ultimatum lief Dienstag ab

Kreuzberg. Nun wird zum zweiten Mal das selbstverwaltete Hausprojekt Wassertorplatz BesetzerInnen von der Polizei räumen lassen. Die EigentümerInnen der Häuser haben nach stundenlanger Diskussion gestern früh um zwei Uhr die „sofortige Räumung“ ihres Dachbodens beschlossen. Ein Antrag ist bei der Polizei gestellt.

Die BesetzerInnen hatten auf der Eigentümerversammlung ein drei Seiten langes Papier verlesen. Sie wollten erneut, daß der Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs von den BewohnerInnen zurückgenommen wird - ohne selbst irgendein Entgegenkommen zu zeigen. Danach - ohne „Knüppel im Nacken“

-wären sie bereit, sich über einen „Kompromiß“ (nicht die gesamte Dachterrasse für sich) zu unterhalten. In ihrer „Erklärung“ behaupteten sie, daß sie das Selbstverwaltungsrecht „nicht in Frage stellen“. Die etwa 40 anwesenden BewohnerInnen waren darüber überrascht. Denn die BesetzerInnen akzeptieren bislang nicht, daß für die geplanten drei Wohnungen auf dem Dachboden längst andere BewerberInnen „selbstbestimmt“ ausgewählt worden sind folglich die DachbodenstürmerInnen ihre Koffer packen können.

In der autonomen Szene scheint die fast zehnwöchige Besetzung umstritten. Die erste Polizeiräumung wird zwar einhellig verurteilt, aber mittlerweile gibt es auch Stimmen, die die DachbodenstürmerInnen kritisieren: Wer auf dem Dachboden wohnen soll, sollten die BewohnerInnen entscheiden.

Die etwa 20 BesetzerInnen beschlagnahmten den ausgebauten Dachboden erstmals Ende März. Nach zweiwöchiger Auseinandersetzung versuchte ein Teil der BewohnerInnen die autonomen Gäste rauszuschmeißen. Da die Räumung mißlang, riefen sie die Polizei. Eine Woche später war der Dachboden erneut besetzt. Vor zwei Wochen stellten die BesitzerInnen ein „Ultimatum“: Hätten die BesetzerInnen die Dachterrasse bis Dienstag vergangener Woche verlassen, wäre der Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs zurückgenommen worden.

diak