Olympischer Ruhrpott

■ 100.000 TurnerInnen standen sich die Beine in den Bauch

Essen (taz) - Der Frust der 100.000 TurnerInnen, die sich am Wochenende zwischen Bochum und Dortmund wegen mangelnder Zugverbindungen die Beine in den Bauch standen, gebe gerade „rechtzeitig die richtigen Antworten hinsichtlich Olympischer Spiele im Ruhrgebiet“, schwadronierte zum Wochenende ein Sprecher der Bundesbahndirektion in Essen. Wie bitte? Ja doch. Denn daran, daß die Aktiven des 28.Deutschen Turnfestes bis zu vier Stunden täglich zwischen Unterkunft und Sportstätten unterwegs waren, sieht man, daß die Nahverkehrsverbindungen für das Turnfest nicht ausreichen. Weil aber das Ruhrgebiet just seine Bewerbung für die Olympischen Spiele im Jahre 2000 oder 2004 bekräftigt hat, sieht man an den Leiden der bahnbenutzenden TurnfestteilnehmerInnen vor allem, daß die Nahverkehrsverbindungen erst recht für eine Olympiade nicht ausreichen würden. Nicht etwa daß die Organisatoren hätten wissen können, was jeder Ruhrie weiß: um hier Bus und Bahn zu fahren, braucht man Sportsgeist.

Aber der VRR ist nicht schuld, die Bundesbahn ist nicht schuld, die Veranstalter sind nicht schuld, wie selbst die größte Konfliktverkleisterungszeitung in Nordrhein -Westfalen, die 'WAZ‘, mit leiser Ironie feststellte. „Allen Rufen zum Trotz ist unser Angebot hervorragend“ (Bundesbahn). „Alles klappt hervorragend“ (VRR). „Wir haben unsere Bewährungsprobe bestanden“ (VRR). So können sich denn die TurnerInnen, die nachts um halbdrei ihre Luftmatratze erreichen und um sieben Uhr wieder zum Stadion aufbrechen, damit trösten, daß sie all dies im Rahmen einer großangelegten Bewährungsprobe für Olympia auf sich nehmen.

Bettina Markmeyer