Aufruhr im Frauenknast

■ 30 Rumäninnen drohten, sich selbst zu verletzen / Rufe über die Mauer verursachten Panik / Angst vorm Erdbeben in der Heimat

Charlottenburg. Alarm im Frauenknast: Am Freitag letzter Woche kam es in der Justizvollzugsanstalt (JVA) für Frauen am Friedrich-Olbricht-Damm zu einem mehrstündigen Aufruhr von 30 rumänischen U-Häftlingen, als sie von dem Erdbeben in ihrem Heimatland erfuhren. Über die Gefängnismauer hinweg soll ihnen zugerufen worden sein, daß es „Tausende Tote“ gegeben habe und Bukarest „völlig zerstört“ sei. Die Frauen wollten daraufhin nicht zurück in ihre Zellen gehen, eine Fensterscheibe wurde eingeschlagen, und in einer Zelle soll Feuer gelegt worden sein. Die Rumäninnen hatten offenbar befürchtet, daß ihre Verwandten zu den Opfern des Erdbebens zählten. Eine Gefangene versuchte sich aufzuhängen, berichtete Cornel Christoffel, Pressesprecher der Senatsverwaltung Justiz, der taz.

Am Freitag mittag konnte auch der Dolmetscher die Gefangenen nicht beruhigen. Nachmittags spielte die Anstaltsleitung schließlich Fernsehberichte vom Erdbeben vor. Aber auch das nützte nichts. Die 30 Frauen, sechs davon sind mit ihren Kindern im Mutter-Kind-Trakt untergebracht, waren weiter verzweifelt und drohten, sich selbst zu verletzten. Sie wollten ein Gespräch mit dem rumänischen Konsul und die Möglichkeit, nach Rumänien zu telefonieren.

Tatsächlich kam dann auch der rumänische Generalkonsul in den Frauenknast und konnte die Informationen, die über die Mauer gerufen worden waren, „relativieren und präzisieren“ (Christoffel). Den Gefangenen wurde dann auch ermöglicht, in ihr Heimatland zu telefonieren. Die Möglichkeit nutzten die Frauen bis Samstag morgen 3.30 Uhr. Vom Erdbeben - soll sich dann herausgestellt haben - ist keiner ihrer Verwandten betroffen.

Die Rumäninnen sitzen in Untersuchungshaft, weil sie verdächtigt werden, Bandendiebstähle begangen und Wohnungen aufgebrochen zu haben.

diak