Clausen: Giftgascontainer unsicher?

US-Mitre-Studie: Bisher vorgesehenes Verpackungssystem birgt Risiken / Mainzer Landesregierung sieht den Transport dennoch als sicher an / Abzugsbeginn in Clausen im Juli / Verschiffung von Nordenham ab 1. August  ■  Aus Mainz J. Weidemann

Nur einen Monat vor Beginn des Abzugs des US-Giftgases aus der Bundesrepublik gerät das Verpackungssystem für den Abtransport in die Kritik. Einer US-Militärstudie über Transportsysteme für C-Waffen zufolge genügt keine der bisherigen Verpackungsarten voll den Sicherheitsanforderungen. Die Studie wurde 1987 im Auftrag des Pentagon vom amerikanischen Mitre-Konzern erstellt und gestern von den Grünen im Mainzer Landtag während einer Aktuellen Stunde veröffentlicht.

Nach der amerikanischen Studie sind „alle gegenwärtigen Verpackungssysteme für C-Waffen-Munition nicht ausreichend gegen Crashs und Granaten geschützt“. Mitre entwickelte daher im Auftrag des Pentagon einen eigenen Containertyp, der optimal sein soll. Die darin gelagerten Stahlboxen mit Giftgasgranaten sind durch Stoßdämpfer vor Erschütterungen gesichert. Für den geplanten US-Giftgasabzug aus der Bundesrepublik dagegen sollen herkömmliche US -Militärcontainer verwendet werden, sogenannte Milvans. Die darin gelagerten Stahlmagazine sind nicht durch Stoßdämpfer gesichert.

Der Mainzer Innenminister Rudi Geil (CDU) sowie CDU, SPD und FDP bezeichneten das vorgesehene Transportsystem indes als ausreichend sicher. Die Mitre-Container, so Geil, seien speziell für die maroden Giftgasgranaten innerhalb der USA konzipiert, nicht für die „gut erhaltene Giftgasmunition“, die im westpfälzischen US-Depot Clausen lagert. Der SPD -Abgeordnete Willi Schmidt monierte zwar die Planungsmängel im Vorfeld des Abzugs. Jetzt aber könne man mit dem Abtransport „nicht noch warten, bis die neuen Container gebaut sind“.

Die Zeit drängt. Der Giftgasabzug aus Clausen beginne bereits im Juli, versicherten die Innenmini sterien von Rheinland-Pfalz und Niedersachsen auf Anfrage der taz.

Mit der Verschiffung der C-Waffen vom Hafen Nordenham aus werde aber voraussichtlich erst ab August zu rechnen sein, hieß es in Hannover. Davor lagere das Giftgas in Miesau. Für den Schienentransport von Miesau nach Nordenham sind neun Nächte mit je drei Zügen vorgesehen. Als Bahnstrecken stehen nach Recherchen von Giftgasgegnern zwei Varianten zwischen Miesau und Nordenham zur Verfügung: die eine über Koblenz, Köln, Dortmund, Münster, Osnabrück und Bremen; die andere über Mannheim, Mainz, Frankfurt, Fulda, Hannover und Bremen.

Entlang der Transportrouten und um die US-Depots sollen Geil zufolge „vorsorglich“ Antidote gegen das Giftgas verteilt werden. Die Strecken werden während der Transporte von der Polizei abgeriegelt. Allerdings sollen die dafür eingesetzten BeamtInnen keine Schutzanzüge erhalten. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte in Rheinland-Pfalz in einem offenen Brief an Geil dagegen protestiert - ohne Erfolg.