Grapo-Freunde geräumt

■ Spanische Botschaft in Ost-Berlin besetzt Auseinandersetzungen mit der Volkspolizei

Etwa 15 SympathisantInnen der linksradikalen militanten spanischen Untergrundgruppe Grapo haben gestern vormittag die spanische Botschaft in Ost-Berlin besetzt. In den letzten Wochen war es auch in mehreren westdeutschen Städten und anderen europäischen Ländern zu Konsulatsbesetzungen gekommen. Nach Angaben der Volkspolizei soll es sich bei den Besetzern größtenteils um spanische Studenten aus West -Berlin handeln. Mit der Aktion wollten die 15 BesetzerInnen und etwa 45 UnterstützerInnen ihre Solidarität mit Gefangenen der spanischen Untergrundorganisation Grapo ausdrücken.

Die Grapo hat mit Attentaten auf Industrielle und Militärs in den letzten Jahren etwa 50 Todesopfer zu verbuchen. Seit dem 30. November 1989 befinden sich 40 Inhaftierte in Gefängnissen über ganz Spanien verteilt im Hungerstreik, um ihre Wiederzusammenlegung in große Gruppen zu erreichen. Die BesetzerInnen klagten die spanische Regierung an, nicht mit den Gefangenen zu verhandeln und bewußt Tote in Kauf zu nehmen. Mitte April war der 30jährige Grapo-Gefangene Sevillano nach langem Hungerstreik an Herzstillstand gestorben.

Der spanische Botschafter verhandelte gestern mit den BesetzerInnen, lehnte aber eine von ihnen geforderte gemeinsame Pressekonferenz ab. Kurz nach dem Gespräch griff die Ostberliner Polizei auf Veranlassung der spanischen Botschaft ein, ließ die 15 BesetzerInnen festnehmen und führte sie in den Hof der Botschaft. Von dort wurden sie unter lautstarkem Protest der DemonstrantInnen abtransportiert. Dabei kam es zu einem Gerangel, bei dem die Beamten einem Hörfunkreporter die Ausrüstung zerstörten und auf ihn einschlugen.

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