Tierschützer bombardieren Baby

■ Anschlag auf Forscher traf Kinderwagen / Zweite Bombe auf britische Tierforscher in einer Woche / Tierschutzgruppen werden militanter

Dublin (taz) - Zu einem Bombenanschlag in Bristol, bei dem am Sonntag ein Baby schwer verletzt wurde, haben sich gestern nach Angaben der britischen Polizei militante Tierschützer bekannt. Ihre Identität und der Inhalt des Bekennerschreiben wurden jedoch nicht veröffentlicht.

Der 13 Monate alte John Cupper wurde durch Glassplitter verletzt, als sein Vater ihn im Kinderwagen eine Straße entlangschob und ein vorbeifahrendes Auto explodierte. Der Anschlag galt offenbar dem Autofahrer Patrick Headley, einem Tierforscher an der Universität Bristol. Headley blieb jedoch unverletzt. Die Polizei mußte gestern zugeben, daß sie bereits am Samstag Hinweise eines Passanten auf ein „verdächtiges Päckchen“ unter dem Auto erhalten hatte, der Sache aber nicht nachgegangen war.

Schon am vergangenen Mittwoch hatte sich ein ähnlicher Anschlag in Salisbury ereignet, bei dem das Auto einer Tierchirurgin der Firma „Porton Down“ in die Luft flog. Porton Down ist das chemische und mikrobiologische Forschungsinstitut des britischen Verteidigungsministeriums. Die Universität Bristol war schon vor einem Jahr Ziel eines Anschlags. Sie benutzt unter anderem seltene südamerikanische Affen für Tierexperimente.

Die beiden Attentate deuten auf eine zunehmende Militanz britischer Tierschützer hin. Zwar gab es seit 15 Jahren zahlreiche Anschläge auf Pelzgeschäfte und Tierlabore, doch wurden dabei Brandbomben benutzt, die lediglich Sachschaden anrichteten. Bei den beiden letzten Anschlägen sollten die Opfer offensichtlich getötet werden: Die Täter benutzten hochentwickelte Bomben mit Quecksilberzündern, die auf Erschütterungen reagieren.

In Großbritannien existieren mehrere militante Tierschutzorganisationen, von denen die „Animal Liberation Front“ (ALF) am bekanntesten ist. Bisher hat die Organisation Angriffe auf Personen strikt abgelehnt. Die Polizei vermutet, daß sich im letzten Jahr ein Flügel abgespalten hat, der Attentate auf Personen befürwortet.

raso