„Verjüngung bereits erfolgt“

AsF-Vorsitzende zur Forderung Ehmkes nach einem jüngeren SPD-Vorsitzenden: „Ich kann den Anspruch des Kanzlerkandidaten auf den Parteivorsitz verstehen“  ■ I N T E R V I E W

Inge Wettig-Danielmeier (43), Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) und Mitglied des SPD-Präsidiums zu Horst Ehmkes Forderung darüber nachzudenken, ob Hans-Jochen Vogel nicht durch einen jüngeren Vorsitzenden ersetzt werden müsse.

taz: Hat Horst Ehmke mit seiner Äußerung einen Generationskonflikt in der SPD losgetreten?

Inge Wettig-Danielmeier: Nein, denn die SPD-Führung hat sich nach dem Rücktritt von Willy Brandt erheblich verändert und verjüngt. Es handelt sich offensichtlich um Kritik am Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel. Das soll man aber in der Sache festmachen und nicht mit so nebulösen Äußerungen.

Bei Betrachtung der SPD-Spitze kommen Zweifel auf - ob der Verjüngung. Vogel, Rau, Klose stehen für einen hohen Altersdurchschnitt.

Die Verjüngung nach Willy Brandt ist im Durchschnitt um gut zehn Jahre erfolgt. Man kann zwar immer über weitere Verjüngung reden, aber das allein ist kein Argument.

Jüngere Politiker stehen manchmal auch für eine neue politische Kultur.

In Sachen Politik-Kultur sehe ich große Unterschiede auch zwischen den Enkeln. Daß es prinzipielle Unterschiede zwischen Jüngeren und Älteren gibt, kann ja wohl auch Horst Ehmke, der selbst zu den Älteren zählt, nicht behaupten. So gibt es in beiden Gruppen Personen, denen etwa sehr viel an innerparteilicher Demokratie und damit auch politischer Kultur liegt.

Nach außen vermitteln Politiker wie Lafontaine oder Engholm, die sich öffentlich auch einen anderen Lebensentwurf vorstellen können als den des Parteisoldaten, einen ansprechenderen Eindruck.

Auch von Willy Brandt ist bekannt, daß er sich auch andere politische und persönliche Vorstellungen machen kann. Das ist nicht vorrangig eine Generationenfrage. Wenn ich auch gestehen muß, daß diese Haltung sehr nützlich sein kann. Aber sie ist im SPD-Präsidium deutlich vertreten.

Wie will die SPD den nun entstandenen Konflikt lösen nehmen Sie sich den Ehmke kräftig zur Brust?

Das wird auf dem Parteitag, der den Vorsitzenden wählt, geklärt werden. Ansonsten müssen die Dinge sachlich gelöst werden - vor allem während dieser großen Krise um die Kanzlerkandidatur.

Es könnte ja sein, daß sich mit Lafontaine ein Jüngerer um den Parteivorsitz bewirbt. Wen favorisieren Sie?

Das kann ich noch nicht sagen. Den Anspruch eines Kanzlerkandidaten auf den Parteivorsitz kann ich aber durchaus verstehen. Eine Partei mit so großer Flügelbreite wie der SPD tut gut daran, die verschiedenen Flügel auch in die Parteiführung einzubringen, damit sich nicht die Hälfte der Mitgliedschaft auf der Strecke gelassen fühlt.

Interview: Axel Kintzinger