Frontberichterstattung

■ Die WM-Kommentatoren und ihre Helfer

Die Deppenhaftigkeit unserer öffentlich-rechtlichen Ballbeobachter ist Legende. Seit Jahren. Das verbale TV -Gewerbe beschreibt entweder, was wir sowieso sehen: „Das war ein Foul.“ Oder sie kommen mit tiefschürfender Erkenntnisschwere, mit profundem Wissen aus allen Lebensbereichen fern der Ballerei. Günter Peter Ploog kann die ägyptischen Hassan-Brüder nicht auseinanderhalten, weil: „Eineiige Zwillinge.“ Und mit staunendem genetischen Fachwissen trällert er hinterher: „Aber so was von eineiig!“ Ein anderer hilft uns Dummbeuteln mit anthropologischen Detailkenntnissen: „Der Trainer ist ein kleines Sensibelchen wie alle Ägypter.“ Fritz v.T.u.T., Intimkenner des Österreichischen, gibt unaufhaltsam k.u.k. -Fußballsprachnachhilfe, was ein „Heberl“, ein „Ferserl“, gar ein „Gaberl“ ist. Kybernetisch die Begeisterung für einen Italiener-Kicker: „Der läuft soviel, der kennt den ganzen Platz im Querformat.“ Werner Zimmer, der hölzerner spricht als Katsche Schwarzenbeck jemals nach dem Ball drosch: „Der Schiedsrichter düpiert... nein, er gibt sein Debüt.“ Vorläufiger Höhepunkt beim Spiel BRD-Kolumbien war das RuRu-Duo: Gerd Rubenbauer (Bayern-Rundfunk) und Karl -Heinz Rummenigge (Ex-Bayern-Kicker). Die Mikrophon-Symbiose eines vermeintlichen Wortprofis mit einem leibhaftigen Rasenkenner. Sie wollen einander nur nach dem Mund reden, dem anderen im fremden Terrain gefallen. Rubenbauer hat Probleme mit der Körperlichkeit der Akteure: Nach einem Foul des deutschen Abwehrrecken Guido Buchwald: „So einen harten Ellenbogen hat der in ganz Kolumbien noch nicht erlebt. Aber genaugenommen war es das Knie.“ Für Higuita, den offensiven Torwart, hat er gleich eine Liebeserklärung parat: „Bei dem schreibe ich Libero mit 'ie‘.“ Womit wir zu Karl- Heinzens Aufgabe kommen, der des fachkundigen Echos: „Ja, der Higuita kann sogar Fußball spielen.“ Wer hätte das gedacht? Rummenigge weiß auch was über den Unparteiischen zu sagen: „Der Schiedsricher macht nur seltsame Entscheidungen.“ Rubenbauer steigert die Empörung, das geschehe „direkt vor den Augen des Kaisers, der zudem mit der Brille da ist“. Überhaupt der Bundestrainer h.c.: „Wenn der Kaiser die Unterlippe vor die Oberlippe schiebt, dann ist Gefahr im Verzug.“

Später meint Rummenigge noch: „Häßler hat ein Riesenlaufpensum.“ Rubenbauer mit spontaner physiologischer Analyse: „Ja, links wie rechts.“ Olaf Thon wird für drei Minuten eingewechselt. Rubenbauer erläutert, was im Kicker vorgeht: Er dürfe mitmachen „nach dem Motto: Kurz ist das Minutenglück.“ Uns bleiben die Stundenqualen. Tag für Tag.

-müll