Arbeitsmarkt, weltweit

Was ist eigentlich Marktwirtschaft? (10.Teil) (Logo)  ■ 1x1 DER MARKTWIRTSCHAFT

Der freie Handel mit dem Ausland galt den Wirtschaftsliberalen seit den Zeiten von Adam Smith noch immer als der eigentliche Ausweis einer Marktwirtschaft und als Voraussetzung jeden wirtschaftlichen Erfolges. Den Forderungen der Länder der Dritten Welt nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung traten sie und ihre sozialdemokratischen Schüler entgegen mit der Forderung nach Öffnung der Märkte, Liberalisierung des Handels, freiem Austausch von Gütern, Dienstleistungen, Kapital und Technologie. Und für die Länder des ehemals real existierenden Sozialismus galt und gilt der Bruch des staatlichen Außenhandelsmonopols als der Prüfstein für die Glaubwürdigkeit der Hinwendung zur Marktwirtschaft. Wie Andy Warhol sagte: Eine Stadt wird erst schön, wenn McDonald's seine Hamburger dort verkaufen darf.

Nun gibt es aber etwas, das erst mit der Marktwirtschaft zur Ware geworden ist, in der heute real existierenden Marktwirtschaft jedoch keineswegs frei gehandelt werden darf; und das ist die menschliche Arbeitskraft. Sicher, Maradona hat keine Schwierigkeiten, seine Künste teuer zu verkaufen; und es gibt ausgefeilte Strategien, durch den sogenannten „brain drain“ einen Teil der Intelligenz der sogenannten Entwicklungsländer für die Entwicklung der reichen Länder verfügbar zu machen. Aber wehe den nicht oder unpassend qualifizierten Leuten, die ihre Arbeitskraft auf dem freien Markt der reichen Länder anbieten wollen. Vor ihnen türmen sich die Schranken der Ausländergesetze zu unüberwindlichen Bollwerken. Als bloße „Wirtschaftsflüchtlinge“ finden sie kein Erbarmen, werden sogar noch moralisch abqualifiziert.

Das war nicht immer so. Das Elend, das die freie Marktwirtschaft des 19.Jahrhunderts in Europa erzeugte, hat eine Auswanderung hervorgebracht, die mit Nordamerika, Teilen Südamerikas, Australien und Südafrika ferne Erdteile bevölkerte. Ganze Nationen bestehen fast nur aus den Nachfahren europäischer „Wirtschaftsflüchtlinge“. Als dann die freie Marktwirtschaft auch in Asien, Afrika und Lateinamerika für Elend sorgte, wurde die Welt fein säuberlich mit Brettern zugenagelt.

Die selektive Abkoppelung vom Weltmarkt, die sonst als Strategie für die Dritte Welt so kritisiert wird, hier ist sie Ereignis geworden: Der internationale Arbeitsmarkt wird von den mächtigen Nationen nach ihren Bedürfnissen streng reguliert. Man ist sich einig: Marktwirtschaft kann nur sozial sein, solange sie exklusiv ist. Für die Ausgeschlossenen ist das keine Lösung.

Urs Müller-Plantenberg